DARMSTADT - Parodontitis ist seit Jahrzehnten ein gewohntes Bild in der zahnmedizinischen Praxis – und heute Ursache Nummer Eins für den Zahnverlust des Patienten. Periimplantitis dagegen wurde bis vor vergleichsweise kurzer Zeit relativ selten diagnostiziert, einfach deshalb, weil Implantate noch zu den therapeutischen „Ausnahmeerscheinungen“ zählten.
Das hat sich inzwischen fundamental geändert: So wurden 2009 erstmals in Deutschland über eine Million Implantate gesetzt. Damit gewinnt auch die Periimplantitis zwangsläufig an Bedeutung. Implantate sind „in“ – und damit (leider) auch die Periimplantitis. „Up to Date“, die Seminarreihe von Oral-B, rückte dieses Thema deshalb in den Fokus einer Fortbildung im Mai 2010 in Darmstadt, die sich an Zahnärzte und Zahnärztinnen sowie Zahnmedizinische Fachassistentinnen und Zahnmedizinische Prophylaxe-assistentinnen richtete. Im historischen Karolinensaal erfuhren die rund 120 Interessierten im Verlauf zweier informativer Beiträge wichtige Details zur heutigen Periimplantitis-Vorbeugung sowie erfolgreichen Perio-Implantatprothetik.
Dr. med. dent. Ralf Rössler, Dozent in den Masterstudiengängen für Implantologie und Parodontologie an der Steinbeis-Hochschule Berlin sowie verschiedenen Landeszahnärztekammern, beschrieb dabei zunächst den wachsenden Stellenwert von Implantologie und Periimplantitis-Therapie allgemein. „Im letzten Jahr wurden rund eine Million Implantate gesetzt. Bei 10 bis 15 Prozent müssen wir damit rechnen, dass sich eine Periimplantitis entwickeln kann, das heißt, es müssen 150.000 dieser Versorgungen behandelt werden!“ Dabei würden neben den konventionellen diagnostischen Parametern, die sich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert hätten, neue mikrobiologische und genetische Tests erste Ansätze liefern, um vorhersagend richtige Entscheidungen treffen zu können – zum Beispiel zum Periimplantitisrisiko des Patienten. Denn aufgrund der steigenden Anzahl zahnärztlicher Implantate sei zwangsläufig mit einer Zunahme postimplantologischer Komplikationen zu rechnen.
„Karies, Parodontalerkrankungen und Periimplantitis werden als typische Biofilminfektionen charakterisiert – sind also „Infektionskrankheiten“, stellte Dr. Rössler noch einmal klar. Zudem sei eindeutig nachgewiesen, dass Plaque bzw. der Biofilm die Hauptursache für eine Periimplantitis darstellt. Demzufolge sei es oberstes Gebot, über eine individuell erarbeitete Vor- und Nachsorge und noch mehr eine konsequente Prophylaxe das therapeutische Ergebnis zu sichern. Vorsorge bedeute dabei nicht eine Keimreduktion, sondern vielmehr eine (Zer-)Störung des Biofilms. Dieser wiederum könne zwar mechanisch, nicht aber allein chemisch zerstört werden. Hier spiele die häusliche Prophylaxe eine wichtige Rolle, wobei sich insbesondere elektrische Zahnbürsten mit der so genannten „oszillierend-rotierenden“ Reinigungstechnologie als wirksame Hilfe bewährt hätten – und der manuellen Mundpflege erwiesenermaßen überlegen seien.
Individuelles Risikoprofil erheben
Der anerkannte Prophylaxe-Experte versäumte es nicht, den Teilnehmern weitere praktische Empfehlungen für die tägliche Praxis und zur Aufklärung des Patienten zu geben. So sei es zum Beispiel besser, bei professionellen Vorsorgemaßnahmen von „Inspektion“ statt Prophylaxe zu sprechen, da diese für viele Patienten mehrheitlich nur mit „Zahnreinigung“ assoziiert ist.
Außerdem sei besonderes Augenmerk auf den Speichelfluss zu legen. „Der Speichel ist das Immunsystem im Mundraum. Ab dem 40. Lebensjahr nehmen 50 Prozent der Menschen Medikamente, die Einfluss auf die Speichelfließrate haben“, gab Dr. Rössler zu Bedenken. Und auch die einfache Empfehlung, statt nach dem Essen vor den Mahlzeiten Zähne zu putzen, könne viel bewirken. „Sie imprägnieren die Schuhe ja auch nicht nach dem Wandern, sondern vor dem Wandern.“
Im Anschluss ging Dr. Karl-Ludwig Ackermann, Fachzahnarzt für Oralchirurgie in Filderstadt, Lehrbeauftragter der Steinbeis-Hochschule, Visiting Professor der Dental Nippon University Niigata, Japan und Vorstandsmitglied der DGI und der DGZMK auf Strategien zur erfolgreichen Perio-Implantat-Prothetik ein. Den Menschen als Ganzes zu verstehen, bedeute eine strenge Individualisierung aller zahnmedizinischen Maßnahmen. Für den Zahnarzt gelte: „Die Lippen öffnen den Mundraum wie ein Display“, betonte er – und empfahl daher, nach Erhebung aller Befunde immer einen Vergleich der Ist-Situation zur Soll-Situation vorzunehmen, weil dadurch immer ein patientenorientiertes Behandlungsergebnis erzielt werden könne. So seien beispielsweise Früh-Erwachsenenfotos der Patienten eine unschlagbare Hilfe für eine prothetische Neuversorgung vornehmlich im ästhetisch kritischen Bereich. „Der Patient sollte, wann immer möglich, im Labor Modell sitzen, um die Entstehungsphase eines ästhetischen Zahnersatzes mitzuerleben. Er hat somit eine emotionale Verantwortung und ein nachträgliches Korrigieren ist meistens nicht notwendig“, gab Dr. Ackermann einen weiteren praktischen Tipp.
Wesentliches Merkmal einer erfolgreichen Behandlungsstrategie der Gemeinschaftspraxis Dr. Kirsch/Dr. Ackermann sei eine standardisierte Erhebung des individuellen Patientenrisikoprofils. Dies schließe aus, dass schwer kalkulierbare Risiken zu einer Fehlbehandlung führen. Dies treffe auf alle Teilgebiete der Perio-Implantat-Protheik zu. „Unsere Patienten, die mit oder ohne Implantate eine moderne Therapie wünschen, setzen voraus, dass der Behandler alle möglichen Risiken kennt und demzufolge auch ausschließen kann. Die gezielte Therapieorientierung und Therapieentscheidung trägt sicher zum gewünschten Therapieerfolg bei und bietet darüber hinaus ein hohes Maß an Prognose- und Rechtssicherheit“, beschrieb der renommierte Referent in einer Zusammenfassung sein Rezept zur erfolgreichen Implantatprothetik.
Kulinarische Pausen und ein Wissens-Quiz im Anschluss an die jeweiligen Vorträge rundeten die Fortbildung schließlich ab.
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