KÖLN – Der 1. Wissenschaftliche Kongress für Aligner Orthodontie zählte 320 Gäste und 32 internationale Referenten.
Veranstalter war die Deutsche Gesellschaft für Aligner Orthodontie (DGAO), die erste wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Behandlung mit durchsichtigen Kunststoffschienen (Aligner). An zwei Tagen trugen internationale Experten in den Tagungsräumen des InterContinental-Hotels in Köln Fachvorträge unterschiedlicher Aspekte zu allen bestehenden Aligner–Systemen vor.
Der 1. Wissenschaftliche Kongress für Aligner Orthodontie am 26. und 27. November war die bisher größte, herstellerunabhängige Veranstaltung, die gezielt für die Aligner-Therapie ein entsprechendes Forum bot. Ziel des Kongresses war es, die Vorteile der immer populärer werdenden drahtlosen Behandlungsmethode von Zahnfehlstellungen darzulegen und den wissenschaftlichen Austausch und die Weiterbildung in diesem Bereich zu fördern. Die Behandlung mit Alignern ist in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt worden. Aktuell kann eine Vielzahl kieferorthopädischer Fehlstellungen von Klasse I bis zu Klasse III korrigiert werden. Dazu zählen Engstände, Lückenstände, Kreuzbisse, offene Bisse oder sagittale Diskrepanzen. Wissenschaftliche Publikationen, insbesondere auch die auf dem Kongress vorgestellten, beschreiben eine zunehmende Erweiterung des Indikationsbereiches.
Von der Entstehung der drahtlosen Kieferorthopädie bis hin zu fortschrittlichen Aligner-Systemen
Durch das wissenschaftliche Programm des Hauptkongresses am Freitag und Samstag moderierte Professor emeritus Rainer-Reginald Miethke (Doha, Katar), Präsident der DGAO. Sein Einführungsvortrag beschrieb die Historie der Aligner-Entwicklung von den frühen Anfängen aus der Nachkriegszeit über die Markteinführung des Invisalign-Systems in den USA und Europa zur Jahrtausendwende bis hin zu den heutigen Indikationen der Aligner-Therapie.
Das Kongressprogramm beinhaltete vielfältige nationale und internationale Beiträge (Italien, Österreich, Schweiz, USA und Korea) über die Aligner-Anwendung aus der Praxis und den Hochschulen. So wurde über das Verfahren und die klinische Anwendung des Clear-Aligner-Systems von Tae Weon Kim (Korea) und von Dr. Bruno Wilhelmy aus seiner Praxis in Duisburg berichtet. Die Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich zeigte in ihrer Präsentation Ergebnisse der Klasse-II-Behandlung mit dem Invisalign-System, während Dr. Werner Schupp aus Köln die Indikation von Invisalign insbesondere in der Therapie von craniomandibulären Dysfunktionen darstellte. Dem schwierigen Thema der Klasse-III-Behandlungen in Kombination mit kieferchirurgischer Intervention widmete sich Dr. Boris Sonnenberg aus Stuttgart. Über die Möglichkeiten und Grenzen der Extraktionstherapie mit dem Invisalign-System referierte einer der erfahrensten Anwender Dr. Marco Tribò aus Zürich.
„Mer wesse et nit!“
Die zahlreichen wissenschaftlichen Beiträge von verschiedenen Hochschulen aus Deutschland und Italien eröffneten mit einem mikroskopischen Blick durch das 3-D-Elektronen-Rastermikroskop die Arbeitsgruppe Dr. Jochen Langer und Dr. Sebastian Zingler (TU Darmstadt/Uni Heidelberg) mit der Darstellung und Untersuchung von Zähnen nach approximaler Schmelzreduktion. Dr. Elena Krieger (Universität Mainz) stellte dem Auditorium eine Forschungsarbeit über metrische Untersuchungen zur Genauigkeit von Aligner-Behandlungen mit Ausblicken auf weitere Studien (Simeon Haag) vor. Welche Bewegungen mit einem Aligner effizient zu erzielen sind, zeigte wissenschaftlich präzise evaluiert Dr. Christoph Bourauel der Universität Bonn, auch wenn er abschließend im rheinischen Dialekt über die genauen, tatsächlich wirksamen Kräfte lakonisch feststellen musste: „Mer wesse et nit!“. Die exakte Wirkungsweise, wodurch der blaue Invisalign Teen Compliance Indicator blass wird, konnte hingegen Dr. Tim Schott (Universität Tübingen) sehr verständlich erklären. Lediglich zu vernachlässigende Einflüsse von Halitosis oder eingeschränkter Lebensqualität konnte Isabelle Schaefer in ihrer fundierten Untersuchung zusammen mit Dr. Bert Braumann und Dr. Jörg Schwarze wissenschaftlich nachweisen. Dr. Maria Paola Guarneri der Universität Ferrara, Italien, befasste sich in Ihrem biomechanischen Vortrag mit den Möglichkeiten der Darstellung von Kraftapplikationen in der Invisalign-Technik mittels fluoreszierender Indikatorpasten.
DGAO verleiht Ehrenmitgliedschaft
Abgerundet wurde der Kongress, der die verschiedensten auf dem Markt befindlichen Aligner-Systeme unter praxisrelevanten und wissenschaftlichen Aspekten beleuchtete, durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der DGAO an Professor Guiseppe Siciliani der Universität Ferrara für seine besonderen Verdienste um Lehre und Forschung in der Aligner-Orthodontie.
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