BERLIN – Wer Parodontitis verhindern will, sollte nicht rauchen. In einer Studie haben Zahnmediziner der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Zahl der Parodontitisfälle weltweit berechnet, die auf Zigaretten zurückzuführen ist.
Auffällig dabei sind deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Die Studienergebnisse sind im Journal of Clinical Periodontology*erschienen.
Parodontitis ist eine bakteriell bedingte chronische Entzündung des Zahnbettes und zählt genau wie Karies zu den Volkskrankheiten, da jeder zweite Erwachsene davon betroffen ist. Die Entzündung kann zu irreversiblen Schäden führen und die Betroffenen verlieren ihre Zähne. Eine zentrale Krankheitsursache ist das Rauchen und weltweit werden rund 40 Millionen schwere Parodontitisfälle dadurch verursacht. Zudem wird Parodontitis mit verschiedenen Allgemeinerkrankungen assoziiert.
Die Wissenschaftler um Privatdozent Dr. Falk Schwendicke von der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité sind der Frage nachgegangen, wie viele Parodontitisfälle bzw. welcher Anteil an Parodontitiserkrankungen weltweit auf das Rauchen zurückgeführt werden können. Dabei haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass insbesondere Männer mittleren Alters Parodontitis aufgrund von Rauchen aufweisen. Zudem gibt es international große Schwankungen hinsichtlich der Häufigkeit: Während in Deutschland rund zehn Prozent der Parodontitisfälle auf Zigaretten zurückzuführen sind, ist dieser Prozentsatz beispielsweise in Spanien, aber auch in vielen Ländern Afrikas, deutlich geringer.
„Rauchen ist ein zentraler Risikofaktor für Parodontitis – und dieser Zusammenhang scheint insbesondere bei jungen Menschen besonders hoch zu sein“, erklärt Privatdozent Dr. Schwendicke. Er fügt hinzu: „Zudem stehen Parodontitis und Rauchen mit zahlreichen anderen Erkrankungen in Verbindung. Das heißt: Nicht zu rauchen und weniger Parodontitis zu haben, ist doppelt sinnvoll, um auch Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.“
Für die Studie wurden mathematische Modelle verwendet, die die Daten aus einem umfänglichen Pool für insgesamt 186 Länder berechneten. Kooperationspartner waren Dr. Toni Meier von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD), und Prof. Dr. Christof Dörfer von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie ist.
„Im nächsten Schritt könnten wir uns vorstellen, dass unsere Erkenntnisse für Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen bei Parodontitis eingesetzt werden. Zudem ist es sinnvoll, dass Ärzte und Zahnärzte Rauchen verstärkt als gemeinsamen Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen bekämpfen“, gibt Privatdozent Dr. Schwendicke einen Ausblick.
*Schwendicke, F., Dörfer, C.E., Meier, T.: Global smoking-attributable burden of periodontal disease in 186 countries in the year 2015. In: Journal of Clinical Periodontology. Doi: 10.1111/jcpe.12823, 2017.
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