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Kopf-Hals-Tumore: Neues System vereinfacht OP-Planung

Am Beispiel eines Kehlkopftumors demonstrieren Prof. Dr. Andreas Dietz (links) und Dr. Andreas Boehm das neue System. (Bild: Yvonne Bachmann)
Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Fr. 1. März 2013

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LEIPZIG – Leipziger Ärzte und Informatiker haben einen Weg gefunden, um Krebsbehandlungen im Kopf-Hals-Bereich besser zu planen und zu steuern. Am Donnerstag stellten sie ein multimediales System vor, das patientenbezogene Daten bündelt und für alle behandelnden Mediziner übersichtlich aufbereitet.

Laut der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken pro Jahr etwa 50 von 100.000 Einwohnern an Krebs im Kopf-Hals-Bereich. Die häufigste einzelne Krebsart ist dabei der Kehlkopfkrebs mit etwa 4100 Erkrankungen im Jahr. An bösartigen Tumoren der Mundhöhle und des Rachens erkranken in Deutschland jährlich etwa 13.000 Menschen.

Die Mortalität ist bei Kopf-Hals-Tumoren recht hoch. So überleben in Europa nur vier von zehn Patienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.

Auch am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist man sich dieser Zahlen bewusst. „Wir haben in den vergangenen Jahren mehr Patienten behandelt als zuvor, aber die Überlebenschancen sind gleich geblieben“, erklärte Dr. Andreas Boehm, leitender Oberarzt an der Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde des UKL, im Rahmen der Präsentation. Dies sei eine Motivation für die Entwicklung des Systems gewesen.

Einmal in der Woche konferieren am Klinikum die Ärzte, die in die Behandlung der an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankten Patienten involviert sind, und beraten etwa eine halbe Stunde, welche Therapie angemessen ist. „Um eine richtige Entscheidung zu treffen, bedarf es mehr als den Patienten anzuschauen und zu sagen, das machen wir“, erklärte Prof. Dr. Andreas Dietz, Direktor der HNO-Klinik. „Wir müssen uns ein möglichst exaktes Bild machen und eine optimale Therapie anbieten. Schon der erste ,Schuss‘ muss sitzen, sonst können Nachteile für den Patienten entstehen.“

Laut Dietz werde das Gebiet der Kopf-Hals-Tumore weltweit nicht besonders interdisziplinär betrachtet. In Leipzig gehen die Mediziner anders vor: An den Konferenzen nehmen neben HNO-Ärzten auch Vertreter der Onkologie, Pathologie, Chirurgie und Radiologie teil.

Eine neue Software namens Oncoflow, die die HNO-Mediziner gemeinsam mit Informatikern des Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) der Universität Leipzig entwickelt haben und die kommende Woche auf der Computermesse CeBIT vorgestellt wird, hilft den Medizinern enorm bei der Entscheidungsfindung. Das Progamm verarbeitet u.a. Laborbefunde, Untersuchungsergebnisse, Arztberichte sowie Bilddaten aus Röntgen, MRT- und CT-Untersuchungen. Mit allen weiteren Daten werden sie zu dreidimensionalen Modellen des Tumors zusammengeführt und in einer Treatment Planning Unit zur Verfügung gestellt. Das Programm berechnet auch die Größe und die Ausdehnung des Tumors.

Bisher wurden alle Daten an vielen verschiedenen Stellen verwaltet. Die Zusammenführung in einem System verschafft den Ärzten in der wöchentlichen Konferenz nun einen besseren Überblick. Nach einer Präsentation können die Mediziner über eine TED-Funktion über die passende Therapie für den jeweiligen Patienten abstimmen. Zwar gebe es am Ende keine basisdemokratische Entscheidung, jedoch helfe die Abstimmung bei der Entscheidungsfindung, so Dietz. Das neue System erleichtert somit die Planung einer Therapie und dokumentiert zudem den Prozess der Entscheidungsfindung, sodass die Daten über Jahre erhalten bleiben.

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