BERLIN/LEIPZIG – Die Bild-Zeitung schrieb Anfang der Woche über „gierige Zahnärzte“, die eine Reformierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) fordern. Die Zahnarztverbände beurteilen die Berichterstattung unterschiedlich.
Wie die Bild berichtet, soll die GOZ in diesem Jahr überarbeitet werden, und dies werde einen „neuen Kosten-Schock“ verursachen. Das Boulevardblatt griff die „Sofortmaßnahme“ des Freien Verbandes deutsche Zahnärzte e.V. auf, die von seinen Vertretern auf der Hauptversammlung im Oktober 2010 beschlossen wurde. Der Vorschlag des Verbands sieht vor, den GOZ-Punktwert von aktuell 5,6 Cent auf 9,6 Cent anzuheben. Wie die Bild nachgerechnet hat, würde dies einen Anstieg um 69 Prozent bedeuten und Mehrkosten von 6,8 Milliarden Euro verursachen.
Verbände bewerten Medienecho unterschiedlich
In einer Stellungnahme widersprechen Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), die auch im Bild-Artikel erwähnt werden, und die Bundeszahnärztekammer der Berichterstattung. Zum einen seien die „Zahlen über angebliche Honorarforderungen“ nicht richtig, und zum anderen stimme es auch nicht, dass die GOZ-Honorare 70 Prozent über dem Honorarniveau der gesetzlichen Krankenversicherung liegen, wie die Bild behauptet hatte. In der Stellungnahme legen die beiden Vereinigungen noch einmal dar, dass die GOZ seit 1988 nicht verändert wurde und so auch den Stand der Wissenschaft und die Kostenentwicklung nicht berücksichtige. „Das Einzige, was sich nach zwei Jahrzehnten somit für den Berufsstand geändert hat, ist die Währung“, resümieren KZVB und BZÄK.
Der FVDZ hingegen, dessen Forderung die Bild aufgegriffen hatte, begrüßte die Berichterstattung. „Auch wenn die aktuelle Berichterstattung der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung die Sachlage verkürzt darstellt, sind wir dennoch froh, dass mit Hilfe der Bild-Zeitung unser Anliegen in den Fokus einer sachlichen Diskussion gerückt wird“, schreibt der FVDZ in einer Mitteilung. Der eigene Vorschlag, den Punktwert auf 9,5 Cent anzuheben, sei eine „plakative Forderung“ gewesen, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Bundesgesundheitsministerium seit 23 Jahren „die Hände in den Schoß gelegt und nichts gemacht“ hätte.
„Patienten-Aufstand“
Die Bild legte einen Tag nach der Berichterstattung über den „Kosten-Schock“ durch eine mögliche GOZ-Reformierung nach und titelte „Patienten-Aufstand gegen gierige Zahnärzte“. Darin griff das Blatt eine Studie der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD) auf, die bereits im Herbst des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Diese zeigte, dass 29,7 Prozent aller Beschwerden die Zahnärzte betraf. Im November 2010 kommentierte der BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich die UPD-Studie: „Gerade im zahnmedizinischen Bereich ist der Patient durch die unterschiedlichen wissenschaftlich anerkannten Therapieoptionen und die gesetzlichen Entscheidungen zur Kostenbeteiligung stärker in die Behandlungsabläufe involviert. Insbesondere die finanzielle Beteiligung der Patienten führt häufig zu Nachfragen.“ Und die UPD-Studie gibt ihm Recht: Die meisten Beschwerden über Rechnungen gab es bei der Berufsgruppe der Zahnärzte, wie die Die Zahnärzte-Woche berichtete.
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