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HOFHEIM - Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) erkranken jährlich mehrere Hunderttausend Menschen an Tumoren im Bereich der Mundhöhle, des Rachens und der Gesichtshaut.
Über 120.000 davon sind bösartig, konkret etwa 100.000 bis 120.000 im Bereich der Gesichtshaut und über 3.000 im Bereich der Mundhöhle. Die Entfernung dieser Tumore, sei es an der Zunge, am Kieferknochen oder Gesichtsgewebe - hinterlässt mitunter große Defekte. Die MKG-Chirurgie verfügt über unterschiedliche Metho-den, fehlenden Knochen und Weichgewebe wiederherzustellen. Weiterentwickelte Verfahren der Mikrochirurgie und neue Forschungserfolge mit Tissue Engineering ermöglichen jetzt ei-nen deutlich höheren Sicherheitsfaktor und ästhetisch ansprechende Ergebnisse.
Im Gegensatz zur Deckung von Gewebeverlusten durch beispielsweise Hundebiss oder Unfall (Trauma), ist bei der Wiederherstellung des Gesichts nach Tumorentfernung eine Fremdspen-de wie beispielsweise die Transplantation von Gesichtsteilen eines Toten ausgeschlossen. „Die gegen mögliche Abstoßreaktionen notwendige Immununterdrückung könnte eine Tu-morneuentstehung bzw. Metastasenbildung begünstigen“, erläutert Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Pressereferent der DGMKG, einen der Gründe. Daher werden zur Wiederherstellung bei Tu-mordefekten andere Verfahren der MKG-Chirurgie eingesetzt.
Mikrochirurgisch Gewebe einfach verpflanzen
Seit ungefähr 30 Jahren ermöglichen mikrochirurgische Techniken den freien Gewebetransfer: Die benötigten Gewebeteile werden aus dem Spenderareal, beispielsweise aus der Rü-ckenmuskulatur des Betroffenen, komplett herausgetrennt und im Defektbereich mit mikro-chirurgischen Techniken an die dortigen Gefäße angeschlossen. „Techniken, Materialien und Gerätschaften wurden in den letzten Jahren immer weiter optimiert, so dass der mikrochirur-gische Gewebetransfer heute zu einem sicheren Rekonstruktionsverfahren in der Tumorchi-rurgie zählt und überdies auch vor einigen Jahren bei Prof. Devauchelles spektakulärer Ge-sichtstransplantation von einer Toten auf eine junge Frau erfolgreich zum Einsatz kam“, be-stätigt Prof. Esser die verbesserten Überlebenschancen durch Mikrochirurgie. Überdies: Die Lebensqualität wird durch ästhetisch akzeptable Ergebnisse enorm gesteigert.
Tissue Engineering: mit Hightech Knochen- und Gewebeteile züchten
In einigen Fällen kann zu ersetzendes Gewebe oder selbst fehlender Knochen bereits mit Stammzellen und Wachstumsfaktoren gezüchtet werden. Ein Kieler MKG-Chirurgen-Team hat beispielsweise vor kurzem einen Teil des Unterkiefers eines Tumorgeschädigten in dessen Rückenmuskulatur vorwachsen lassen und das „körpereigene Ersatzteil“ dann im betroffenen Areal implantiert. Dazu sind jedoch vielfältige Voraussetzungen erforderlich: Von der 3D-Animation mit CAD/CAM-Verfahren über aufwändige Labortechnik bis zur klinisch sinnvol-len Anwendung im Individualfall. Das Fachgebiet der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie) sieht sich hier mit der Kooperation von Forschung und Klinik als führend an.
Weitere Infos: patienteninfo-mkg.de
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