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Zahnheilkunde – ein digitaler Vorreiter

Mark Stephen Pace, Vorsitzender des Vorstandes Verband der Deutschen Dental-Industrie e.V. ©VDDI
OEMUS MEDIA

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Mo. 11. März 2019

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Im Vorfeld zur IDS 2019 sprach OEMUS MEDIA mit Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des VDDI, über die Trends auf der diesjährigen Weltleitmesse in Köln und die Entwicklungen in der Zahnheilkunde.

Sehr geehrter Herr Pace, die Entwicklungen in der digitalen Zahnheilkunde der letzten Jahre sind ziemlich spannend – von computergeführter Chirurgie über digitale Workflows bis hin zu CAD/CAM-Prothetiklösungen, um nur einige zu nennen. Aus diesem Grund ist es nicht überraschend, dass die Digitalisierung auch dieses Jahr auf der IDS wieder ein großes Thema sein wird. Welche Trends werden darüber hinaus das Geschehen mitbestimmen?
Praktisch in jedem Lebensbereich finden wir heute Unterstützung durch digitale Technologien. Da versteht es sich von selbst, dass die Zahnheilkunde nicht ausgenommen ist – ja, mehr noch: Sie ist sogar Vorreiter. Einige sehr wichtige Bereiche haben Sie selbst angesprochen. In der geführten Implantologie kennen wir schon seit Jahren die digitale Vorausplanung chirurgischer Eingriffe. Mithilfe einer Bohrschablone bohrt der Behandler den Knochen an der richtigen Stelle und im richtigen Winkel auf. Interessanterweise kommt dieses Prinzip nun auch bei der Instrumentierung von Wurzelkanälen zur Anwendung. Damit steigt die Erfolgssicherheit. Der behandelte Zahn kann möglicherweise deutlich länger erhalten werden, bis er dann unter Umständen doch einmal extrahiert und durch ein Implantat ersetzt werden muss – wiederum unter Anwendung der geführten Chirurgie.

In der Prothetik haben sich digitale Workflows breit etabliert und umspannen Praxis und Labor. Die eigentliche Herstellung einer Krone, Brücke oder einer anderen zahntechnischen Arbeit erfolgt klassischerweise durch subtraktive Bearbeitung eines Rohlings aus Keramik oder Metall. Eine neue Qualität könnte die additive Fertigung, oft synonym mit dem Begriff „3D-Druck“ bezeichnet, als zusätzliche Option in die Zahnheilkunde bringen. Wir kennen dieses Herstellungsverfahren schon seit Jahren von der Metallbearbeitung her. Zum Beispiel entstehen dabei, lasergestützt, Kronen und Brücken aus Kobalt-Chrom-Legierungen. Auf der Internationalen Dental-Schau 2019 erwarten wir neue 3D-Drucker für die Bearbeitung von Kunststoff. Zahntechnische Modelle und Schienen lassen sich bereits heute drucken. Erweiterungen erwarten wir im Bereich der Provisorien und möglicherweise auch bei definitiven Restaurationen. Auf der Materialseite bedarf es dafür Kunststoffe der Klasse 2a – das heißt: Werkstoffe, die auch länger als 30 Tage im Mund verbleiben dürfen. Am Markt wird man bereits jetzt fündig.

Um ihrem Ruf als Weltleitmesse der Dentalbranche gerecht zu werden, scheint die These naheliegend, dass sich die Internationale Dental-Schau stets verändern, weiterentwickeln und zu einem Stück weit auch neu erfinden muss. Für die IDS 2019 wurde beispielsweise eine weitere Halle in die Messeplanung integriert. Was war der Grund hierfür? Und was verändert sich darüber hinaus bei der IDS 2019 im Vergleich zu vergangenen Messejahren?
Es gibt von IDS zu IDS immer ein Bündel von Veränderungen, Verbesserungen und Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität für Aussteller und Besucher merklich verbessern. Die Leitmesse IDS ist ein außerordentlicher Besuchermagnet und braucht daher ausreichend Platz für alle. Wir freuen uns über gut besuchte Hallen, Gedränge aber wollen wir unbedingt vermeiden. Dafür haben wir jetzt erstmals die komplette Halle 5 als Ergänzung und Erweiterung genommen. Hier haben sich gleich mehrere große Anbieter von Produkten aus dem Bereich Consumer Health Care angesiedelt, die vorher in der Halle 11.3 ausgestellt haben. Der Besucherzustrom hat in den vergangenen Jahren so stark zugenommen, dass die Hallengänge für die Warteschlangen und die Vorübergehenden an die Grenzen ihrer Kapazität gelangt sind. In der jetzt erstmals hinzugenommenen weiteren Hallenebene der Halle 5 steht nun ausreichend Fläche zur Verfügung. Die Einbeziehung der kompletten Halle sorgt dafür, dass sich ins gesamt die Besucherströme über vier Eingänge zum IDS-Messegelände verteilen und unsere Messe besucher auch in Stoßzeiten einen gleichmäßigen Zugang zum Gelände haben. Der kreisförmige Rundweg über das Messegelände ermöglicht eine gute Verteilung der Besucher über alle Hallen.

Wenn wir über Neuheiten zur IDS sprechen, sollte das neue Parkhaus der Koelnmesse nicht fehlen. Unser Partner Koelnmesse hat sein neues Parkhaus an der Zoobrücke in Betrieb genommen. Insgesamt stehen damit in Messenähe zusätzliche 3.300 Parkplätze in zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen zur Verfügung. Das Parkhaus umfasst fünf Ebenen und enthält auch eine logistische Multifunktionsanlage für Pkw und Lkw.

Während der Auf- und Abbauphase ist es auf der Logistikfläche im Erdgeschoss möglich, mehrere Hundert Lkw pro Tag abzufertigen, das dient unter anderem auch einer optimalen Verkehrslenkung bei höherem Verkehrsaufkommen. In der neuen Logistikzentrale befindet sich eine komplette Zollabfertigungsstelle, das erleichtert unseren internationalen Ausstellern die Abwicklung der Formalitäten. Unser höchstes Ziel als Gastgeber für die Dentalbranche ist es, dass alle, wirklich alle, an der IDS Beteiligten ihre jeweiligen spezifischen Ziele erreichen können. Dieses olympische Prinzip eines fairen Zugangs zur und Miteinanders auf der IDS hat uns zur Weltleitmesse gemacht. Wenn wir die Bedeutung und die Rolle der IDS für Aussteller und Besucher zusammenfassen wollen, ist „führend“ der Kernbegriff der Marke IDS, das ist unser Leistungsanspruch und unser Leistungsversprechen für heute und in Zukunft.

Vorstand und Beirat des VDDI haben sich eine behutsame Weiterentwicklung der dentalen Leitmesse IDS auf die Fahnen geschrieben. Das bedeutet, dass wir am Bewährten festhalten, allem Neuen offen gegenüberstehen, wenn es dem Messeerfolg aller Beteiligten dient. So sind wir immer bereit, neue Maßnahmen und Bausteine in das bewährte IDS-Messekonzept zu integrieren. An Ideen mangelt es uns nicht, lassen Sie sich überraschen!

Wenn Sie eine Prognose abgeben müssten: Wo sehen Sie die zukünftigen großen Entwicklungen und Herausforderungen für die dentale Industrie und die Zahnheilkunde im Allgemeinen? Hat der menschliche Zahnarzt mit Blick auf die stetig voranschreitende Digitalisierung und die Entwicklung von computergestützten Behandlungen – zunehmend mithilfe modernster Robotik – mittlerweile ein Ablaufdatum?
Die Medizin im Allgemeinen ist seit jeher von persönlichen Arzt-Patienten-Beziehungen gekennzeichnet. Speziell in der heutigen Zahnheilkunde treffen wir auf ein Dreieck „Zahnarzt Zahntechniker Patient“.Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Hilfe suchender Patient sich mit seinem Anliegen ausschließlich an digitale Assistenzsysteme und Roboter wendet.

Allerdings muss man zugestehen: Eine wichtige erste Informationsquelle kann heute die Internetrecherche sein. Bei sehr speziellen Erkrankungen mag es in der Allgemeinmedizin sogar vorkommen, dass ein Patient darüber selbst zum Experten wird und sich in Teilbereichen besser auskennt als sein Hausarzt. In der Zahnheilkunde liegen die Dinge anders. Die wesentlichen Erkrankungen sind Karies und Parodontitis, und dafür ist und bleibt das zahnärztliche Team der kompetente Ansprechpartner.

Bei den prophylaktischen und therapeutischen Maßnahmen direkt im Mund des Patienten ist heute ein taktiles Feeling gefragt, das ein Roboter nach allem, was ich bisher gesehen und gehört habe, und auch nach allem, was ich mir darüber hinaus vorstellen kann, zumindest heute noch längst nicht erreicht. Darum bleiben Zahnarzt und Assistenz bis auf Weiteres auch in dieser Funktion unersetzlich. Freilich kennen wir aus anderen Bereichen der Medizin vielversprechende Ansätze. Ein Beispiel ist ein Bohr-Roboter, der einen Tunnel ins Felsenbein des Innenohrs treiben könnte und so für zukünftigen Therapien bei Innenohrtumoren interessant sein könnte. Es ist daher vorstellbar, dass in fernerer Zukunft das zahnärztliche Team bei einzelnen, gut standardisierbaren Schritten durch Roboter unterstützt wird. Wie genau dies dann aussehen könnte, liegt zurzeit aber noch im Bereich der Spekulation.

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