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Frauen prägen die Zukunft der Zahnmedizin

Rein statistisch wird die Zukunft der Berufsausübung in der Zahnmedizin weiblich geprägt sein. © Kim Schneider - Fotolia
Jürgen Pischel, Dental Tribune Germany

Jürgen Pischel, Dental Tribune Germany

Do. 1. Januar 2015

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BERLIN – Rein statistisch wird die Zukunft der Berufsausübung in der Zahnmedizin weiblich geprägt sein. Ja, eine flächendeckende Versorgung durch Zahnarztpraxen wird in wenigen Jahren schon gar nicht mehr auf die Beine zu stellen sein, ohne dass die Leistungserbringung und deren Organisation „frauengerecht“, das heißt „familiengerecht“, gestaltet wird. Jürgen Pischel spricht Klartext.

Sind heute schon die Zahnarztpraxen in Deutschland zu bald 40 Prozent „weiblich“ geführt, liegen die Approbationen als Zahnärztinnen nach erfolgreichem Studienabschluss schon über 50 Prozent und der Studierendenanteil steigt zunehmend auf über 60 Prozent. Damit gewinnen Themen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für junge Zahnärztinnen zunehmend an Bedeutung. Wenn auch nicht ausgeschlossen ist, dass männliche Zahnmediziner Aufgaben in der Angehörigenpflege oder Kinderbetreuung übernehmen, was auch zu unterstützen ist, liegt der viel größere Regelungsbedarf in der Organisation der Praxisbedingungen für die Kassenversorgung. In Deutschland hat sich da in den Regulierungen durch Liberalisierung bereits viel getan. Von Anstellungsverträgen über besondere Partnerschaftsformen, Filial- und Kettenpraxismodellen, Spezialisierungen in Kooperationen und ... und ... bis hin zu immer bedeutungsloser werdenden Kassen-Budgetierungszwängen. Viel einfacher wird es noch durch die zunehmend bedeutender werdende Rolle, die der Versicherte als Privatpatient einer besseren und vorsorgenden Zahnmedizin künftig einnimmt. Gerade hier, auch in dem wachsenden Anspruchsverhalten an Ästhetik in der Zahnversorgung, spielt die Zahnärztin, die Frau als vertrauenswürdiger Partner, in der Leistungsberatung eine zunehmend erfolgreiche Rolle. Die Chancen steigen, die Praxisorganisation als Zahnärztin in progressiven Arbeitsmodellen so gestalten zu können, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Familienleben geschaffen werden kann. Viele Türen sind hier berufspolitisch geöffnet.

Auch in der Wissenschaft und Forschung, ja bei Dissertationen und Promotionen wie in der Dentalindustrie haben Zahnärztinnen sich bereits eine meist gleichberechtigte Position geschaffen. Wo es noch große Defizite zu überwinden gilt, ist die berufspolitische Repräsentanz von Zahnärztinnen, nicht zuletzt jungen Frauen, die bereit sind, auch politisch die besonderen Interessen verantwortlich mitzugestalten. In den Führungspositionen der Körperschaften, Kammern und KZVen sind Frauen kaum vertreten, selbst in den Delegiertenversammlungen wird die 40/50/60-Prozentquote der „gerechten“ Repräsentanz bei Weitem nicht erreicht. Offen ist dabei, ob die Ursache in höherem Desinteresse junger Zahnärztinnen, an den Funktionsgremien der alten Herren mitzuwirken, liegt, oder ob eine weitere Belastung aus der schon schwierigen Gestaltung von Beruf und Familie als Zahnärztin unzumutbar ist. Da aber auch junge männliche Zahnärzte kaum vertreten und mitzuwirken bereit sind, weil sie mit den von Ritualen dominierten Alt-Männer-Funktionärsgesellschaften nichts zu tun haben wollen, spricht viel dafür – ähnlich der gesetzlichen Überlegungen für Unternehmens-Aufsichtsräte großer Aktiengesellschaften und politischer Institutionen – eine Frauen-Mindest-Vertretungsquote auch in zahnärztlichen Zwangskörperschaften einzuführen. Was spricht eigentlich gegen Vielfalt und mehr weibliche Intelligenz und Intuition?

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