FRANKFURT/MAIN - Im Rahmen eines Projektes zum Thema Häusliche Gewalt wurde von der Hochschule Fulda in Kooperation mit der Landeszahnärztekammer Hessen, dem Hessischen Sozialministerium sowie der Bundeszahnärztekammer ein zahnärztlicher Dokumentationsbogen entwickelt.
Über ein standardisiertes gerichtsverwertbares Dokumentationsverfahren von gewaltbedingten Verletzungen durch Häusliche Gewalt, kann die Zahnmedizin damit einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention leisten und eine verbesserte interdisziplinäre Gesundheitsversorgung der Betroffenen erreicht werden. Der nun fertig gestellte Dokumentationsbogen ist dabei von erheblicher juristischer
Bedeutung.
Folgen häuslicher Gewalt sind nicht immer offensichtlich, auch wenn Verletzungen häufig im Kopfbereich festzustellen sind, aber es können auch unauffällige Hämatome im Gesichtsbereich oder am Hals sein. Der Zahnarzt wird zum Profiler. Bei einem Verdacht gibt der Dokumentationsbogen dem Behandler ebenfalls hilfreiche Formulierungsvorschläge an die Hand, wie das Thema angesprochen werden könnte. Durch vorsichtige Ansprache bestätigt sich möglicherweise ein Straftatbestand. Doch je weiter die Tat zurück liegt, umso schwieriger wird es, verwertbare Details in Erfahrung zu bringen, denn traumatisierte Menschen verdrängen Einzelheiten des Geschehenen. Generell muss die Patientin mit der Dokumentation einverstanden sein.
Der Dokumentationsbogen steht ab Herbst 2010 auf der Homepage der Landeszahnärztekammer Hessen unter www.lzkh.de zum Download bereit.
Hintergrund
- Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellen Gewalterfahrungen weltweit das größte Gesundheitsrisiko für Frauen dar (Garcia-Moreno et al. 2005).
- In bis zu 90% der Fälle von häuslicher Gewalt sind laut Polizeistatistik Frauen die Opfer ihres derzeitigen oder ehemaligen Partners (Schweikert 2000; LKA Hessen 2008).
- Eine vom BMFSFJ in Auftrag gegebene repräsentative Prävalenzstudie für Deutschland zeigte, dass bundesweit etwa jede vierte Frau als Erwachsene Gewaltübergriffen durch ihren Partner ausgesetzt war (Hornberg et al. 2008).
- Internationalen Studien zufolge weisen 88 – 94% der Opfer Verletzungen im Gesicht und Kopfbereich auf (Hiesh et al. 2006, Ochs et al. 1996).
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