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HANNOVER - Eine Gemeinschaftsaktion zwischen dem Sozialministerium, der Zahnärztekammer Niedersachsen und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen unter der Schirmherrschaft von Sozialministerin Aygül Özkan will mit einer breit angelegten Informationskampagne über häusliche Gewalt aufklären und die Zahnärzteschaft für dieses Thema sensibilisieren.
Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Sozialministerin Aygül Özkan zusammen mit dem Präsidenten der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), Dr. Michael Sereny, und dem Vorsitzenden des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN), Dr. Jobst-W. Carl, am 13. Dezember 2012 die Aktion "Gemeinsam gegen häusliche Gewalt - Zahnärztinnen und Zahnärzte helfen" vorgestellt.
Jede vierte Frau wird laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums mindestens einmal im Leben Opfer häuslicher Gewalt. Männer können ebenso davon betroffen sein, und auch Kinder erleiden schwere Verletzungen durch Gewalttaten im familiären Bereich. Dabei ist das Dunkelfeld groß, und oft wird das Geschehen von Angst, Scham und Schuldgefühlen überlagert.
"Zahnärztinnen und Zahnärzte sind oft die ersten und einzigen, die die Opfer zu Gesicht bekommen. Mit unserer breit angelegten Informationskampagne wollen wir aufklären und die Zahnärzteschaft für dieses Thema sensibilisieren", betonte Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan und fügte hinzu: "Mir ist wichtig, die Opfer von Gewalt zu unterstützen und ihnen Hilfe anzubieten. Die Gewaltspirale muss durchbrochen werden".
Durch häusliche Gewalt verursachte behandlungsbedürftige Verletzungen manifestieren sich in über 80 % der Fälle im Hals- und Kopfbereich. Mit Gesichts-, Kiefer- und Mundverletzungen werden Zahnärztinnen und Zahnärzte oft als erste konfrontiert. Ihnen kommt daher eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, die Betroffenen nicht nur zahnmedizinisch zu versorgen, sondern auch beratende Hilfestellung zu leisten und darüber hinaus eine gerichtsverwertbare Dokumentation zu ermöglichen.
"Zahnärztinnen und Zahnärzte genießen ein hohes Ansehen bei ihren Patienten. Damit kommt unserer Berufsgruppe eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, Gewaltopfer zu erkennen, sensibel anzusprechen und gegebenenfalls auf Hilfseinrichtungen in Niedersachsen hinzuweisen. Für die Betroffenen ist es wichtig, zu wissen, dass das Arztgeheimnis konsequent gewahrt bleibt und nichts ohne die ausdrückliche Einwilligung der Opfer geschieht", ergänzte KZVN-Chef Dr. Jobst-W. Carl.
Die vorgestellte Broschüre liefert dafür eine wertvolle Unterstützung. Der Titel verdeutlicht eindrucksvoll, worum es gehen soll: "Gemeinsam gegen häusliche Gewalt - Zahnärztinnen und Zahnärzte helfen".
Die Broschüre wurde in Zusammenarbeit zwischen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der Zahnärztekammer Niedersachsen und dem niedersächsischen Sozialministerium erarbeitet. Sie enthält neben Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt einen Adressteil mit Unterstützungseinrichtungen und Telefonnummern von Frauenunterstützungseinrichtungen (Frauenhäuser und Gewaltberatungsstellen), sowie eine Liste der niedersächsischen Jugendämter.
"Für eine eventuelle spätere Strafverfolgung ist es wichtig, dass die Tatfolgen dokumentiert sind. Daher hat das o. g. Arbeitsbündnis den "Befundbogen forensische Zahnmedizin" für die zahnärztliche Praxis erstellt. Dieser wird, zusammen mit der Broschüre, in den nächsten Tagen an alle niedersächsischen Zahnarztpraxen versandt. Der Befundbogen ermöglicht es, Verletzungen und Spuren von häuslicher Gewalt gerichtsfest zu sichern", kündigte ZKN-Präsident Dr. Michael Sereny an.
Der spezielle zahnärztliche Befundbogen steht in Kürze auf den Internetseiten www.kzvn.de und www.zkn.de als Download zur Verfügung. Darüber hinaus werden die Zahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung ab Anfang 2013 Fortbildungen zum Thema "Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt" anbieten, die sich u.a. mit der forensischen Problematik beschäftigen werden. Und auch die Informationsblätter der zahnärztlichen Körperschaften, "Niedersächsisches Zahnärzteblatt" und "ZKN Mitteilungen", werden die Thematik aufgreifen und vertiefen.
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