LEIPZIG – Das Thema ist umfassend und bleibt aktuell: Psychosomatik in der Zahnarztpraxis. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) widmet sich der Problematik.
Rund 20 Prozent der Bevölkerung leidet irgendwann einmal im Leben an einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung. 20 Prozent, die auch ihren Zahnarzt besuchen. Schwerpunkt des BZÄK-Leitfadens „Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“, der 2006 herausgegeben
wurde, ist die Aufklärung über die Störungen. „Der Leitfaden stellt die Krankheitsbilder und therapeutischen Ansätze im zahnärztlichen Versorgungsalltag dar“, sagt BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich.
Stress kann nicht nur zur schlechten Mundhygiene verleiten. Bei Stress ist der Anstieg der Plaque und des Immunparameters Interleukin-1ß, der zum Knochenabbau führt, möglich. Als Therapie empfiehlt die BZÄK die Aufklärung über den Zusammenhang von Parodontitis und Stress sowie die Empfehlung von Entspannungsverfahren wie der progressiven Muskelentspannung.
Es gibt andere Beschwerdebilder, bei denen nicht nur bei der Behandlung weitere Fachärzte involviert sind. Etwa der chronische Gesichtsschmerz, der verschiedene Ursachen haben kann. Bei der Erkrankung ist eine interdiziplinäre Diagnostik indiziert. Miteinbezogen werden beim chronischen Gesichtsschmerz die Neurologie, die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, die Orthopädie und die Psychosomatik.
Einige Beschwerdebilder lassen eine leichtere Diagnose zu, wie Erosionen mit einhergehendem Untergewicht des Patienten – Hinweise, die auf eine Bulimie deuten. Andere Anzeichen sind schwerer zu erkennen, wie die der körperdysmorphen Störung. Dabei besteht beim Patienten laut dem Leitfaden eine „übermäßige Beschäftigung mit einem objektiv nicht vorhandenen Mangel in der körperlichen Erscheinung, besonders bezogen auf das Gesicht (z.B. Zähne, Lippen, Mund, Falten, Hautflecken, Form der Nase, Augenbrauen)“. Die Erkrankung geht häufig mit weiteren psychischen Störungen einher und lässt sich nur vom Facharzt behandeln.
Neben der Erläuterung psychischer und psychosomatischer Störungen, die in einer Zahnarztpraxis relevant sein können, thematisiert der Leitfaden auch die möglichen Handlungswege. Für alle Erkrankungen gilt: Das Wichtigste ist das Gespräch mit dem Patienten in einer vertrauenserweckenden
Atmosphäre. Doch die eigenen Kompetenzen sollten nicht überschätzt werden. Sobald die Grenzen der eigenen Behandlung erreicht sind, ist die Überweisung an einen Facharzt oder Therapeuten unabdingbar. Die BZÄK empfiehlt daher die Kooperation mit den Experten. Die 41-seitige Broschüre steht auf der Webseite unter der Rubrik „Berufsstand“ (www.bzaek.de) zum Download bereit und kann
auch als Druckexemplar kostenfrei bei i.hoehne@bzaek.de bestellt werden.
(Erstmals erschienen in der Dental Tribune Germany 11/2009.)
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