HAMBURG - Seit dem Start des Projektes "Zahnmobil" ist die Zahl der Bedürftigen stetig angestiegen und der Zahnstatus der Kinder kontinuierlich schlechter geworden.
Zahnmobil Bilanz 2011: Schlechter Zahnstatus bei Kindern deutet häufig auf psychosoziale Probleme hin
Das Zahnmobil von Colgate und der Caritas fährt seit 2008 auf Hamburgs Straßen, behandelt direkt vor Ort obdachlose Patienten und leistet gleichzeitig Präventionsarbeit bei Kindern, vor allem in sozialen Brennpunkten. Seit dem Start des Projektes ist die Zahl der Bedürftigen stetig angestiegen und der Zahnstatus der Kinder kontinuierlich schlechter geworden. Im vergangenen Jahr betreute das Zahnmobil 2.096 Kinder und brachte ihnen die Zahnpflege näher. Im Vergleich: 2010 waren es 1.965 Kinder. Besonders erschreckend: zwölf Prozent von ihnen hat noch nie eine Zahnarztpraxis von innen gesehen - 2010 waren das lediglich neun Prozent.
Präventionsarbeit bei Kindern
"Bei der Präventionsarbeit mit den Kindern wird immer deutlicher, dass sich hinter den schlecht gepflegten Zähnen häufig psychosoziale Probleme befinden: die Kinder sind sich selbst überlassen, Eltern haben keine Zeit für Erziehung, sie sind überfordert und haben eine Fülle eigener Sorgen. Den Kindern fehlt Aufmerksamkeit, Zuwendung, gesunde Ernährung und eben auch die Körper- und Zahnpflege. Sie ist vielen Eltern nicht wichtig und daher leider auch nicht für ihre Kinder", erklärt Michael Hansen, Projektleiter der Caritas. Knapp zehn Prozent der Kinder putzen sich die Zähne nicht täglich und gut 74 Prozent nur einmal am Tag.
Das Zahnmobil fährt an zwei Tagen pro Woche schwerpunktmäßig Kindergärten und Mittagstische in sozialen Brennpunkten an - 2011 waren es insgesamt 90 Einrichtungen. An Bord des Zahnmobils sind dann ein Fahrer sowie eine zahnmedizinische Fachangestellte, die den Kindern richtige Zahnpflege vermittelt und sie zum häufigeren Putzen anregt. Die Einrichtungen achten insgesamt verstärkt darauf, dass die Kinder in der Betreuungszeit ihre Zähne pflegen. Gerade bei Einrichtungen die Mittags- und Abendmahlzeit anbieten, wird darauf geachtet, dass die Kinder ihre Zähne nach den Mahlzeiten putzen. "Wir freuen uns, dass die Zahnpflege wieder zum Tagesprogramm der Erzieher gehört. Dazu hat das Zahnmobil mit der Zahnprävention beigetragen", führt Michael Hansen aus.
Zahnmedizinische Versorgung armer und obdachloser Menschen
An zwei weiteren Tagen pro Woche werden bedürftige Menschen auf dem Zahnmobil behandelt. Neben Obdachlosen wird das Zahnmobil von immer mehr Menschen in Anspruch genommen, die keine Krankenversicherung besitzen oder sich die Praxisgebühr nicht mehr leisten können. Mittlerweile ist nur noch jeder dritte Zahnmobil-Patient krankenversichert, 2010 war es immerhin noch die Hälfte der Patienten. Gleichzeitig stieg die Zahl der Patienten mit einem Migrationshintergrund von 49,6 auf 57,7 Prozent. Das Durchschnittsalter der Patienten sinkt weiter, 2011 lag es bei 42,5 Jahren, im Vorjahr bei 43,1 Jahren. "Das ist eine dramatische Entwicklung, die sich immer weiter zuspitzt", führt Hansen weiter aus.
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