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Regenerative Methoden auf dem Vormarsch

Prophylaxe-Pionier Prof. Per Axelsson: Statt Implantate - regenerative Therapien (Foto: Oral-Prevent)
Oral Prevent

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Mo. 12. April 2010

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HAMBURG - Am 26. und 27. März 2010 lud das Hamburger Mundhygieneunternehmen Oral-Prevent zum 1. Hamburger Prophylaxe Symposium ein. Vor über 150 Zahnärzten und Dentalhygienikerinnen referierte der renommierte Prophylaxe-Pionier Prof. Per Axelsson, Schweden zum Thema: “Ersatz von behandlungsfähigen Zähnen durch Implantate ist eine Fehlbehandlung”.  

Plaque wichtigster ätiologischer Faktor
Zum Auftakt widmete er sich der Pathogenese und Prävention von Plaque als wichtigstem ätiologischen Faktor für Karies, Parodontitis und Periimplantitis. So ging er darauf ein, dass Plaque sich am ent- zündeten Gingivasaum viermal schneller ablagere, als am gesunden. Innerhalb von zwei Tagen würde zudem die Plaquedicke immens zunehmen. In einer Woche würde die Gingiva bei Plaquefreiheit jedoch wieder heilen. Zudem stellte er heraus, dass sich die Plaque bei durchbrechenden Molaren haupt-sächlich in den Fissuren befinde. Es sei essenziell, Fissurenkaries in der Durchbruchsphase der Molaren zu vermeiden. So sinke das Risiko, später an Fissurenkaries zu erkranken. An Prämolaren gäbe es jedoch meist keine Fissurenkaries in der Durchbruchsphase, da diese bedeutend schneller
verlaufe.

Individuelle Risikoprofile motivieren zur Eigenzahnpflege
Besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Eigenverantwortung der Patienten maß Prof. Axelsson der Erstellung von individuellen Risikoprofilen mit 30 ätiologischen und modifizierenden Faktoren bei. Gemeinsam mit dem Behandler erstellt, seien diese ein wichtiges Instrument für die Motivation zur bedarfsgerechten Selbstzahnpflege – vorausgesetzt sie würden dem Patienten erklärt und dieser sei in häuslichen Plaquekontrollen eingewiesen. Zu diesen gehöre für ihn auch eine Einweisung in die Benutzung von Leuchtspiegeln zur Selbstuntersuchung. Ein wichtiger Indikator in Risikoprofilen sei der Plaqueindex. Patienten, die anfällig für Karies und Parodontopathien sind, könne so gezeigt werden, welche Stellen besonderer Pflege bedürfen. Anhand der Risikoprofile ließen sich Prognosen zum späteren Krankheitsstatus abgeben und Patienten in Risikogruppen einteilen. Recallintervalle sollten daraus resultierend festgelegt werden. Anhand zahlreicher Studien verdeutlichte Prof. Axelsson den Teilnehmern eindrucksvoll die Ergebnisse von Prophylaxemaßnahmen. Seine 30-jährige Langzeitstudie zu regelmäßigen Plaquekontrollen zeigt, dass innerhalb von 30 Jahren pro Patient weniger als ein Zahn verloren ging – obwohl die Probanden am Ende der Untersuchung zwischen 50 und 80 Jahre alt waren.

Regenerative Methoden auf dem Vormarsch
Für Prof. Axelsson ist eine intensive Initialtherapie bei Karies und Parodontitis die Methode der Wahl. Zu dieser zählt er die Einleitung der bedarfsgerechten Selbstzahnpflege zur Heilung der Gingiva, die Reduktion der Plaquebildung und Taschentiefe sowie die Remineralisierung. Als weiteres wichtiges Thema rückte er Scaling-Methoden in den Fokus. Dabei gab er beim Deep-Scaling Küretten den Vorzug, da beim Ultraschall die haptische Kontrolle während des Entfernens von Konkrementen fehle und häufig der Zement beschädigt würde. An Fallbeispielen stellte er eigene Instrumente wie PER-IO-TOR-Aufsätze vor, die gegenüber anderen Verfahren weniger aggressiv seien. Wiederholtes Deep- Scaling sei darüber hinaus ein Rückschlag, da dieses durch regelmäßige PZR und bedarfsgerechte Selbstzahnpflege nicht wieder indiziert sein sollte. Bei Kariesläsionen sei es laut Prof. Axelsson sinnvoll, wenn nur bei Läsionen, die bis ins Dentin reichen, gebohrt würde. Weniger tiefe Läsionen ließen sich mit Prophylaxemaßnahmen in Kombination mit Fluoridierung und beispielsweise mit Duraphat Gel therapieren. Dazu und zu regenerativen Therapien bei verlorenen gegangenem Parodontalgewebe mit Emdogain Gel zeigte er beeindruckende klinische Fallbeispiele. Zudem referierte er über Methoden der Parodontalchirurgie. So stellte er heraus, dass eine Operation ohne hervorragende Nachsorge seitens des Patienten und durch den Behandler ein großes Risiko sei.

Implantate sind nicht die besseren Zähne
Kontrovers ging es beim Thema Implantate zu, da er die Tatsache verurteilte, dass viele Zahnärzte erkrankte Zähne durch Implantate ersetzten, selbst wenn diese erhaltungsfähig seien. Weltweit seien lediglich zwei Untersuchungen zur Qualität von Implantaten durchgeführt worden, die mit Periimplantitis -Raten zwischen 28 - 56 Prozent Behandler beunruhigen sollten. Laut Prof. Axelsson dauere es bei einem für Parodontopathien anfälligen Patienten unbehandelt 50 Jahre bis zum Zahnverlust. Bei einem durch Periimplantitis befallenem Implantat seien es nur 5 bis 10 Jahre bis zum Verlust. Statt Implantate empfiehlt er bei behandlungsfähigen Zähnen regenerative Therapien. Gastgeber Dr. Jens Thomsen von Oral-Prevent zeigte sich nach der Veranstaltung zufrieden: „Die gute Resonanz auf diese Veranstaltung ist in Zeiten, in denen ästhetische Zahnmedizin und Implantate boomen, nicht selbstverständlich. Es ist ein Fingerzeig darauf, dass sich Prävention für den Patienten lohnt, da er seine Zähne ein Leben lang erhalten kann. Andererseits lohnt es sich auch für den Behandler, der sich als Dienstleister für Gesundheit versteht, prophylaktische Maßnahmen und regenerative Therapien in den Fokus zu rücken. Schließlich sind zufriedene Patienten treue Patienten.“

Weiterführende Informationen: www.oral-prevent.de.
 

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