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Smartphone fungiert zunehmend als Gesundheitsberater

Eine aktuelle Trendstudieverrät: 2020 vertrauen Patienten ihrem Handy mehr als Ärzten. © alexey_boldin – Fotolia
2b AHEAD ThinkTank

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Mi. 12. August 2015

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LEIPZIG – Der Gesundheitskunde, seine Daten und Bedürfnisse werden in den kommenden 10 Jahren im Mittelpunkt des medizinischen Handelns und Denkens stehen. Um ihn wird sich ein flexibles Netz aus Spezialisten spannen, die unternehmensübergreifend und datengetrieben zusammenarbeiten. Die Medizin wird personalisiert, also exakt auf die biologischen Merkmale eines Patienten zugeschnitten sein.

Noch wichtiger als das Heilen wird das tägliche Streben der Menschen nach Optimierung ihres Körpers durch individualisierte Nahrung und Medical Food. Dabei werden Ärzte und Apotheker zu Coaches … oder sie werden von neuen Technologieanbietern abgelöst …

Dies ist der Kern der neu veröffentlichten Trendstudie „Personalisierte Medizin der Zukunft“ des Leipziger Trendforschungsinstitutes 2b AHEAD ThinkTank in Kooperation mit Expertsight und der deutschen Apotheker- und Ärztebank. Die Studie enthüllt die Ursachen und Auswirkungen einer personalisierten Medizin und gibt 15 präzise Strategieempfehlungen, wie Heilberufler, Kliniken und Gesundheitsunternehmen diese Entwicklung aufnehmen und sie erfolgreich umsetzen können. Die qualitative Delphi-Studie basiert auf den Aussagen ausgewählter Experten aus dem Gesundheitssektor sowie neuen Angreifern aus der Technologiebranche.

Sven Gábor Jánszky, Executive Director des 2b AHEAD ThinkTanks, verweist darauf, dass der HealthCare-Bereich der lukrativste Sektor für die Unternehmen der Internet- und Technologiebranche, aber auch der Nahrungsmittelbranche und der Sportartikelhersteller ist: „Die Milliarden an aktuellen Investitionen werden die Lebenswelten der Menschen genauso verändern wie die Geschäftsmodelle der Ärzte und Apotheker. Der wichtigste Treiber der Medizin der Zukunft ist die wachsende Menge der persönlichen Daten, die steigende Qualität dieser Daten, die Anzahl der Quellen und die Leistungsfähigkeit von IT-Systemen, diese Daten automatisiert zu analysieren. Wer die Fähigkeit besitzt die Gesundheitsdaten täglich, individuell auszuwerten, dem werden die Menschen künftig mehr vertrauen als jedem Arzt. Denn er kennt seinen Kunden besser als jeder Arzt, gibt bessere Diagnosen und Empfehlungen. Dieser jemand wird das Smartphone sein.“

Dies sorgt für eine grundlegend neue Beziehung. Es wird keine Patienten mehr geben, die dem „Halbgott in Weiß“ ehrfürchtig an den Lippen kleben. Stattdessen kommen informierte Kunden zum Arzt, die ihre Diagnose bereits aus dem Smartphone kennen und nun noch Medikamente und eine Krankschreibung wollen. Der Mensch ist nicht mehr nur der Leidende, kein defizitäres Objekt medizinischen Handelns. Personalisierte Medizin stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt und nimmt ihn anders wahr: Als souverän und informiert handelnden Menschen, der seine Gesundheit verbessern und Einfluss auf diesen Prozess nehmen möchte.

Die Gesundheitsbranche wird nach Aussage der Studie in den kommenden Jahren aufgrund der IT-Technologie von einem kurativen in ein präventives System übergehen. Grund ist die ständige Verfügbarkeit der Daten in Echtzeit. Sven Gabor Janszky: „Wenn die Menschen an jedem Tag wissen, welche Stoffe oder Bakterien ihrem Körper aktuellen gerade am idealen, gesunden Zustand fehlen, dann wird es viele Anbieter geben, die genaue diese Herstellung des idealen Zustands anbieten. Die Folge ist vor allem Medical Food, also adaptive Nahrungsmittel. Per 3-D-Drucker werden Brot, Milch, Wasser, Schokolade, Fleisch, Nudel … usw. um genau die Stoffe ergänzt, die dieser Kunde individuell und situativ genau in diesem Moment braucht. Die Folge für die Menschen ist: Wir werden weniger krank. Die Folge für Ärzte und Apotheken ist eine wichtige Frage: Wer macht dann ihr Geschäft?“

Die Antwort sieht die neue Trendstudie in den entstehenden Gesundheitsnetzen um jeden Menschen herum. Sie bestehen aus den traditionellen Akteure der Gesundheitsbranche aber auch neuen „Angreifern“: IT-Unternehmen, Nahrungsmittelhersteller, Produzenten von Sportartikeln. Für Ärzte und Apotheker öffnet sich hier die Chance, als Coach das Gesundheitsnetz der Kunden zu managen. Allerdings kämpfen auch andere Angreifer um diese Rolle, denn wer das Gesundheitsnetz seiner Kunden koordiniert, für den ergeben sich die besten Aussichten auf attraktive Geschäftsmodelle.

Demnach sollten sich die Ärzte als Koordinatoren für ihre Gesundheitskunden verstehen und darauf achten, fachlich und kommunikativ anschlussfähig zu sein. Unerlässlich werden Investitionen in die IT-Ausstattung und die eigene IT-Kompetenz sein. Mit den aufkommenden neuen Gesundheitsorten, von der App bis zum Fitnessstudio, ergeben sich neue Ausgangspunkte für die Gesundheitsbranche, die es zu erschließen gilt. Dazu ist es erforderlich, das eigene Profil zu schärfen und die eigenen Prozesse anzupassen.

Sven Gábor Jánszky kommentiert: „Personalisierte Medizin bietet für Ärzte und Apotheker die Chance, neue Orte für Gesundheitsangebote zu finden und Gesundheitsthemen dort zu platzieren, wo sie bisher kaum zu finden waren. Diese werden vor allem das eigene Zuhause, das Auto, Einkaufszentren, Restaurants und der Arbeitsplatz sein. Und genau hier bieten sich Chancen für neue Produkte und neue Märkte. Es liegt an Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäusern, Pharma- und Diagnostikunternehmen, diese neuen Chancen zu sehen und für sich zu nutzen. Schnell! Denn die IT-Branche ist hier schon unterwegs.“

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