TROISDORF – Bei der Frühjahrstagung der zahnärztlichen Verbände Vereinigung Demokratische Zahnmedizin (VDZM) und Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) forderte Prof. Dr. Michael Noack ein Umdenken der Zahnärzteschaft in der konservierenden Behandlung und stellte verschiedene anwenderfreundliche und breitentaugliche Konzepte und Materialien vor.
Die Restauration defekter Zähne mit zahnfarbenen Füllungsmaterialien wurde in den letzten Jahrzehnten ständig verbessert. So konnten der Verbund zwischen Zahnsubstanz und Füllmaterial optimiert und die gefährliche Schrumpfung der Kunststoffe durch Schichtungsverfahren und kontrollierte Aushärtung wesentlich verringert werden. Die verbesserten Haltbarkeiten der modernen Komposit-Füllungen werden allerdings mit einem hohen Arbeitsaufwand erkauft, der sich zwangsläufig im Preis niederschlägt. Zugleich wird der Markt überschwemmt mit einer Fülle von z.T. noch wenig erprobten Produkten, angesichts derer dem praktisch tätigen Zahnarzt die Orientierung schwer fällt.
Vor diesem Hintergrund wirkten die Thesen von Prof. Dr. Michael Noack, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität zu Köln, provokant. Man hätte sie auch überschreiben können: „Weniger ist mehr". Wie der Referent aus der Zahnerhaltungskunde bei der Tagung in Frankfurt darstellte, fehle für viele aufwändige Methoden der Nachweis, dass sie zu einem besseren Therapieergebnis führten als simplere Vorgehensweisen. Inzwischen seien neue Materialien und Methoden entwickelt, die eine effiziente Kariestherapie auch mit weniger Arbeitsschritten und Geräteeinsatz erlaubten.
Noack vertrat die Auffassung, dass zum Erhalt eines erkrankten Zahnes die restlose Entfernung aller kariös veränderten Substanz im Inneren der Kavität nicht zwingend sei, vielmehr komme es auf intakte Kavitätenränder und die versiegelnde Wirkung der Adhäsiv-Füllung an. Dies bedeute, dass bereits beim Exkavieren rationeller und substanzschonender vorgegangen werden könne. Nicht zuletzt hieße dies auch, dass beispielsweise bei kleinen Kindern, wenig belastbaren oder sehr ängstlichen Personen eine weniger invasive Therapie zu verantworten und so auch ohne Extraaufwand (wie z.B. Narkose) ein gutes Ergebnis zu erzielen sei.
Auch bei den Füllungsmaterialien stellte der Referent wichtige Innovationen vor. Anhand zahlreicher Studien zeigte Prof. Noack die vorteilhaften Eigenschaften neuartiger fließfähiger Komposite. Mit ihrer reduzierten Schrumpfung und damit auch ihrem reduzierten Polymerisationsstress, ihrer zeitsparenden Durchhärtung in bis zu 4 mm dicken Schichten und ihrem geringeren Restmonomer schneiden sie in einigen Drei-bis-vier-Jahresstudien nur unwesentlich schlechter ab als die High End Materialien. Die Ästhetik individuell eingefärbter geschichteter Komposite mag höher sein, aber gerade im Seitenzahnbereich sind weiße Füllungen mit weniger Arbeits- und somit auch finanziellem Aufwand für viele Menschen eine sinnvolle Alternative. Im Vergleich zu zuzahlungsfreien Amalgamfüllungen (oder auch zu laborgefertigten Restaurationen) bieten sie den Vorteil minimal invasiven Vorgehens.
Die von Prof. Noack geschilderte Entwicklung bedeutet, dass viele Zahndefekte substanzschonender und ohne höchsten technischen Aufwand lege artis behandelt werden können. Davon profitieren nicht nur die Zahnärzte, sondern insbesondere die Patienten.
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