FRANKFURT/HANNOVER - Viele Implantologen ringen in der Praxis weniger mit der Umsetzung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in das Behandlungskonzept als mit immer komplizierter zu durchschauenden Leistungs-Restriktionen von Kostenträgern. Dies zeigte sich erneut am Rande eines Einführungskurses zum Curriculum der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) Anfang September in Frankfurt.
„Die potentiellen Fallstricke der Biologie sind eindeutig transparenter und beherrschbarer als die von PKV und Beihilfestellen“, bestätigt DGI-Fortbildungsreferent Dr. Gerhard Iglhaut. Es sei für die Referenten der erfolgreichen Curricula eine stete, oft auch frustrierende Herausforderung, die Kursteilnehmer mit aktuellen wissenschaftlichen Basics für eine erfolgsorientierte Implantation auszurüsten, verbunden mit dem Wissen um den zu erwartenden Stress bei bestimmten indizierten Therapieschritten mit den Kostenträgern, vor allem aber mit den Patienten: „Uns ist sehr wohl klar, dass es uns Implantologen nicht interessieren müsste, wo und wie sich die Versicherungen sperren, das ist an sich ein Thema, das die Vertragspartner Versicherung-Patient untereinander lösen müssen. Dennoch müssen wir uns einmischen, der Qualität unseres Faches zuliebe: Wir dürfen nicht zulassen, dass die Versicherungen sich auf einem low-quality-level einpendeln, weil sich keiner wehrt.
Und es geht auch um unseren Ruf bei unseren Patienten: Wir sind es, die ausgezählt werden, wenn die Versicherung streikt – und die Patienten brauchen unsere Kompetenz, um die Lage verstehen und sich wehren zu können.“
Die unsägliche Korrespondenz mit den Versicherungen werde von manchen Kollegen direkt erledigt, zunehmend fänden aber auch externe Anbieter Interesse, die sich um das Komplexthema Honorar & Abrechnungskorrespondenz kümmern. Eine aktuelle Trend-Umfrage der DGI bei den beiden großen Abrechnungs-Spezialisten Deutsches Zahnärztliches Rechenzentrum (DZR) und Daisy ergab, dass es besonders bei der Abrechnung chirurgischer Begleitleistungen (GOÄ), bei internem und externem Sinuslift, bei der Abrechnung anfallender Materialkosten und auch bei der Anwendung notwendiger Formulare Konfliktstoff gibt. „Wir haben daher die Thematik Abrechnung und Verwaltung bereits mehr als bisher in unsere wissenschaftliche Fortbildung einbezogen“, sagt Dr. Iglhaut, „werden das aber noch vertiefen.
Die DGI sitzt als wissenschaftliche Gesellschaft nicht in einem Türmchen über dem Alltag, sondern sieht sich betont auch der angewandten Wissenschaft in der Praxis verpflichtet. Entfalten kann sich Qualität aber nur, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen, daher prüfen wir im DGI-Vorstand derzeit, wie wir die Abrechnungsproblematik am sinnvollsten für unsere Mitglieder optimieren können.“ Es gebe bereits Ideen, die auch auf Anregungen von Mitgliedern basieren, vermutlich werde es nach dem ebenso hochkarätigen wie bewusst praxisnahen DGI Intensiv-Symposium Ende November in Mannheim erste konkrete Vorschläge geben: „Wir holen uns am Rande der Veranstaltung auch ein Meinungsbild ein von unseren Kolleginnen und Kollegen – und hoffen, dass wir dann zum Jahreswechsel mit einem fundierten neuen Gesamt-Konzept für die qualitätsorientierte Implantologie in der Praxis startklar sind.“
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