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„Ich wollte nur nicht Letzter werden“

Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ralph Griesbach
Daniel Zimmermann, DTI

Daniel Zimmermann, DTI

Do. 8. November 2012

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Mit seiner Wette, 50 Bohrer am Klang zu erkennen, hat Zahnarzt Dr. Ralph Griesbach aus Schutterwald nahe Offenburg am letzten Wochenende ein Millionenpublikum begeistert. Dental Tribune online sprach mit dem 30jährigen "Wetten, dass ..."-Kandidaten über die Nachwehen, Kugellager und unsympathische Stargäste.

Dental Tribune online: Dr. Griesbach, wie geht es eigentlich Ihrem Gehör?
Dr. Griesbach: Mein Gehör hat tatsächlich ein wenig gelitten. Man muss aufpassen, dass man das Ganze nicht übertreibt und zu viel übt, denn die meisten Turbinen sind mit 70 Dezibel schon sehr laut. Einmal hatte ich sogar ein Piepen und das Gefühl von Watte in meinen Ohren. Bleibende Schäden hat die Wette bei mir aber nicht hinterlassen.

Interessant war für mich herauszufinden, dass ich teilweise morgens besser Geräusche unterscheiden konnte als abends. Das hing aber auch von meiner Tagesform ab.

Wie ist die Idee für die Wette überhaupt entstanden?

Die Idee selbst hatte ich schon vor drei oder vier Jahren nach einer „Wetten, dass…“ Sendung mit Thomas Gottschalk. Dr. Bernd Kirchner, von dem ich 2011 meine derzeitige Praxis in Schutterwald übernommen habe, hatte mir 20 bis 25 Winkelstücke hinterlassen, und da habe ich es einfach mal ausprobiert. Ich habe dann direkt an das ZDF geschrieben und die Verantwortlichen fanden die Idee wohl wert, sie in der Sendung vorzustellen. Wetten wiederholen sich ja, und so etwas wie meine Idee gab es noch nicht und wird es wohl auch so schnell nicht wieder geben.

Nachdem ich vor einem Jahr mein Bewerbungsvideo eingeschickt hatte, kam im Frühjahr dann ein Programmverantwortlicher in meine Praxis und hat mich getestet. Davor hatte ich bereits mehrere Wochen täglich ca. 20 Minuten geübt.

Leider haben Sie aber nur den dritten Platz belegt. Überwiegt die Enttäuschung oder Erleichterung, vor einem Millionenpublikum bestanden zu haben?
Die Platzierung war mir eigentlich egal, ich wollte nur nicht Letzter werden. Natürlich hätte ich mich auch über einen ersten Platz gefreut, aber ich bin generell froh, dass überhaupt so viele Leute für mich angerufen haben.

Hat Ihr Abschneiden vielleicht auch etwas mit dem schlechten Ruf der Zahnärzte zu tun?
Ich denke schon, dass es vielleicht etwas mit meinem Beruf zu tun hat. Viele Leute denken wohl, was soll ein Zahnarzt mit einem Audi A3 machen, der hat doch genug Geld.

Apropos Geld, wie sind Sie eigentlich an die stattliche Anzahl an Bohrern gekommen?
Die habe ich mir direkt von Firmen wie Sirona Dental System oder KaVo ausgeliehen. Leider wollten viele andere Hersteller da nicht mitmachen.

Welchen Kandidaten hätten Sie den Sieg außerdem gegönnt?

Mit dem Jojo-Kandidaten hat schon der richtige gewonnen. Der macht das hauptberuflich und kann den Sieg sicherlich gut gebrauchen.

Hatten Sie mit den anderen Kandidaten überhaupt Kontakt?
Man ist im Vorfeld durch die Proben sehr viel zusammen. Wir hatten außerdem im Backstage einen eigenen Bereich, wo wir uns auch mal zurückziehen und unterhalten konnten. Insgesamt haben wir uns alle gut verstanden. So etwas wie Neid habe ich nicht gespürt.

Hat da auch mal einer um eine Behandlung nachgefragt?
Nein. Die anderen Kandidaten leben auch zu weit weg von meiner Praxis.

Mit Tom Hanks hatten Sie außerdem einen der Stargäste als Wettpate.
Ich habe kurz vor dem Beginn der Sendung mit ihm ein Foto gemacht und auch kurz gesprochen. Darüber hinaus hatte ich aber kein besonderes Interesse, mit ihm weiteren Small Talk zu führen. Um ehrlich zu sein, fand ich ihn ein wenig unsympathisch.

Schade finde ich, wie Markus Lanz derzeit von den Medien behandelt wird. Mich erinnert das an Guido Westerwelle, der vor einigen Monaten heftig in der Kritik stand. Heute redet keiner mehr darüber. Man soll Menschen Zeit geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Über Thomas Gottschalk wurde auch immer nur schlecht geredet.

In Ihrer Wahlheimat dürften Sie jetzt wohl selbst eine Berühmtheit sein. Wie hat denn Ihr Umfeld auf die Wette reagiert?
Überwiegend positiv. So haben zum Beispiel alle meine Patienten die Sendung verfolgt. Inzwischen habe ich auch einen Brief vom Bürgermeister sowie viele positive E-Mails von Zahnarztkollegen erhalten. Auch das ZDF hat nachgefragt, wie es mir geht.

Amüsant finde ich, dass inzwischen bei YouTube darüber diskutiert wird, ob ich geschummelt habe. Angeblich hätte ich die Bohrstellen wohl mit dem Finger ertastet. Ich kann aber versichern, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Nach welchen Kriterien sind Sie denn bei der Unterscheidung der Bohrer gegangen?
Es gibt Bohrer mit Ultraschall, die sich relativ einfach unterscheiden lassen. Diodenbohrer bzw. Turbinen sind da etwas schwieriger. Letztere haben jedoch unterschiedliche Kugellager, zum Beispiel aus Metall oder Keramik, die man heraushören kann. Da Bohrer mit Luft angetrieben bzw. auch gekühlt werden, gibt es zudem einen unterschiedliche starken Luftausstoß, der ein bestimmtes Geräusch erzeugt. Allerdings klingen die Geräte nicht immer gleich, und es gibt eine Reihe von Parametern, wie Ölung oder Temperatur, die den Klang beeinflussen können. Darum hatte ich extra meinen Cart nach Bremen mitgenommen, da der Stuhl im Saal eventuell sonst den Klang verfälscht hätte.

Die Industrie gibt inzwischen sehr viel Geld aus, um Produkten einen bestimmten Klang zu verpassen. Können Sie einen Tipp geben, worauf man achten sollte?
Ich empfinde es als sehr angenehm, wenn Turbinen laufruhig sind und kein so großes Pfeifen haben. Meiner Erfahrung nach machen die eher hochwertigen Turbinen und Winkelstücke das angenehmste Geräusch. Akustisches Wohlbefinden habe ich generell bei Turbinen, die weniger hoch drehen.

Sind Ihrerseits noch weitere Projekte wie dieses in Aussicht?
Bisher ist nichts geplant. Die Wette wird eine einzigartige Sache bleiben.

Dr. Griesbach, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

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