NÜRNBERG - Die Zahnprobleme von älteren Menschen beschränken sich heute längst nicht mehr nur auf schlecht sitzende Prothesen. Viele über 65-Jährige sind heute fitter und gesünder als früher. Einer Studie der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) zufolge fühlen sich drei Viertel der Befragten im Schnitt fast zehn Jahre jünger als sie tatsächlich sind.1
Das erhöhte Gesundheitsbewusstsein spiegelt sich auch an dem guten Zustand ihrer Zähne wieder. Vitale und gepflegte Zähne bis ins hohe Lebensalter sind für viele Best-Ager Ausdruck von Selbstbewusstsein und einer hohen Lebensqualität. Mit der richtigen Pflege bleiben die Zähne auch im höheren Alter gesund. Die Menschen werden heute deutlich älter als früher. Erfreulicherweise hat sich die Mundgesundheit der über 65-Jährigen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Die Anzahl der Totalprothesenträger ist deutlich gesunken und die eigenen Zähne bleiben länger und zahlreicher erhalten.2 „Stand in der Alterszahnheilkunde noch vor wenigen Jahren der Zahnersatz im Fokus, spielt heute vermehrt auch die Zahnerhaltung durch Vorbeugung von Karies und Parodontitis eine wichtige Rolle“, resümiert Prof. Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke. „Um die eigenen Zähne möglichst lange zu erhalten, bedarf es deshalb einer dauerhaften guten Pflege.“
Mit zunehmendem Alter lässt die Immunabwehr nach. „Bakterien, die für Zahnhalskaries und Parodontitis verantwortlich sind, haben ein leichtes Spiel“, erklärt der Experte. Dabei lässt eine schlechte Mundhygiene die Bakterien gerade in schwer zugänglichen Bereichen wie Brücken, Kronen sowie den Zahnzwischenräumen bestens gedeihen. Eine Karies oder Parodontitis kann unbehandelt zum Verlust des Zahns führen. Aber nicht nur die Mundgesundheit ist durch die Entzündung beeinträchtigt. Auch können die Bakterien in andere Organe wandern und zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes verschlimmern. Eine gründliche Zahnpflege bis ins hohe Alter ist somit von großer Wichtigkeit. Grundsätzlich unterscheidet sich die häusliche Zahnpflege bei Älteren nicht von der im jüngeren Alter. Zweimal täglich Zähneputzen sowie die Anwendung von Zahnseide beziehungsweise Interdentalbürsten sind dabei ebenso wichtig wie regelmäßige zahnärztliche Kontrollen.
Um Karies vorzubeugen ist es generell wichtig, ausreichend Fluoride zuzuführen. So werden die Zähne in ihrer Widerstandfähigkeit gestärkt. Fluoride kommen zwar in den meisten Lebensmitteln vor, aber nur in geringen Mengen. Diese Menge reicht für eine wirksame Kariesvorbeugung nicht aus. Deshalb sollten den Zähnen zusätzlich Fluoride zugeführt werden – durch die Anwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta und das Kochen mit fluoridiertem Speisesalz. „Die Fluoride im Salz wirken bereits im Mund an den Zähnen", so Professor Zimmer. „Das fluoridierte Speisesalz wirkt vor dem Verschlucken lokal durch den direkten Kontakt mit der Zahnoberfläche. Es erhöht die Fluoridkonzentration im Speichel bis zu einer halben Stunde und schützt so schon beim Essen vor Karies.“ Im Hinblick auf das erhöhte Zahnhals- und Wurzelkariesrisiko können eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung und die Anwendung von hochkonzentrierten Fluoridgelen das Kariesrisiko verringern.
Gerade im höheren Alter lassen häufig auch die für eine gründliche Zahnpflege nötige Sehkraft und Geschicklichkeit nach. Eine Zahnbürste mit breitem Griff oder auch eine elektrische Zahnbürste lässt lassen sich meist leichter handhaben als eine herkömmliche Handzahnbürste. Wer bei der Anwendung von Zahnseide Schwierigkeiten hat, kann alternativ Interdentalbürsten verwenden. Auch die zweimal jährlichen zahnärztlichen Kontrollen sollten im Alter konsequent eingehalten werden, damit erste Zahnprobleme entdeckt werden, bevor es für den Zahn vielleicht schon zu spät ist. Grundsätzlich sollte der Zahnarzt bei der Versorgung älterer Patienten auf deren individuelle Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Ziel sollte auch in Zukunft sein, die eigenen Zähne möglichst lange zu erhalten und den Patienten mit festsitzendem oder kombiniertem Zahnersatz zu versorgen. Doch auch für Teil- oder Vollprothesenträger gilt: Auch eine Prothese muss täglich gründlich gereinigt werden um Bakterienbefall vorzubeugen.
Literatur:
1 GfK Panel Services: Generation Silber. 2008.
2 Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ): Deutsche Mundgesundheitsstudie IV. November 2006.
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