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Mundspülungen mit ätherischen Ölen verbessern Biofilmmanagement

Bei der Pressekonferenz von Johnson & Johnson lag der inhaltliche Fokus auf der neuen S3-Leitlinie. © OEMUS MEDIA AG
Johnson & Johnson/Marlene Hartinger

Johnson & Johnson/Marlene Hartinger

Sa. 16. März 2019

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KÖLN – Auf der gestrigen Pressekonferenz von Johnson & Johnson referierte Prof. Dr. Nicole B. Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie der Philipps-Universität Marburg, zu Entstehung und Empfehlungen der im November vergangenen Jahres vorgestellten neuen S3-Leitlinie „Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“.

Der überaus interessante Vortrag von Prof. Dr. Arweiler – Universitätsprofessorin für Parodontologie, und Mitverfasserin der Leitlinie – verwies sowohl auf die in die Erarbeitung der Leitlinie einfließenden komplexen Fragestellungen und Konsensusgespräche als auch auf die zentrale Empfehlung der neuen S3-Leitlinie: Da die mechanische Mundpflege von Patienten oftmals ungenügend durchgeführt und so die Entwicklung des bakteriellen Zahnbelags nicht ausreichend kontrolliert wird, ist die ergänzende Anwendung von Mundspüllösungen mit antibakteriellen Wirkstoffen (z. B. ätherische Öle) absolut zu empfehlen. Und das nicht erst bei deutlichen Entzündungsbildern, sondern auch und in besonderem Maße bei leichteren Plaque-Problemen. Denn es gelte, auch präventiv, eine optimale und umfassende Mundpflege zu praktizieren, um ganzheitliche Gesundheitsprobleme zu vermeiden.

Zudem zeigten, so Prof. Dr. Arweiler, die Ergebnisse der Leitlinienerarbeitung, dass nur für ätherische Öle (wie in Listerine®) und Chlorhexidin (CHX) eine hervorragende Datenlage vorliegt. Gleichzeitig weisen beide Wirkstoffe einen großen Effekt auf Plaque und Gingivitis auf. Darüber hinaus überzeugen ätherische Öle auch bei langfristigem Gebrauch: „So treten gegenüber CHX und Aminfluorid/Zinnfluorid (ASF) auch bei einer Langzeitverwendung keine oralen Verfärbungen auf.“1

Neue S3-Leitlinie bewertet Anwendungen von Mundspüllösungen ergänzend zur mechanischen Reinigung

Die neue S3-Leitlinie verfolgt das Ziel, „den Anwendern eine Entscheidungshilfe zur Prävention und Therapie gingivaler Erkrankungen mittels Mundspüllösungen zu geben“1. Dazu wird die klinische Wirksamkeit des zusätzlichen Mundspülens mit antibakteriellen Wirkstoffen (chemische Biofilmkontrolle) mit der rein mechanischen Plaquekontrolle allein verglichen.1

Federführend in der Erstellung der ersten deutschsprachigen Leitlinie zum Thema Prophylaxe sind die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Die Formulierung der Empfehlungen erfolgte unter Berücksichtigung der Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Die neue S3-Leitlinie hat Gültigkeit bis 2023 und stellt in Hinblick auf die Prävention entzündlicher parodontaler Erkrankungen sowie der Gingivitis-Therapie die Grundlage für eine verbesserte Mundhygiene dar.

Zusatznutzen antibakterieller Mundspülungen bestätigt

Mit starkem Konsens sind sich die beteiligten Experten einig: vornehmliches Ziel des zusätzlichen Spülens mit einer antibakteriellen Mundspülung ist, „den Erfolg der mechanischen Mundhygiene zu verbessern, indem eine Plaquereduktion und damit eine Prophylaxe der Gingivitis und zum anderen eine Ausheilung einer bestehenden Gingivitis (Gingivitisreduktion) erreicht wird“.1

Die der Leitlinie zugrunde gelegten Studien zeigen, dass die zusätzliche Anwendung chemisch antibakterieller Wirkstoffe in Mundspüllösungen als Ergänzung zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion des dentalen Biofilms beiträgt – und damit zur Prophylaxe von Gingivitis. Antibakterielle Wirkstoffe (ätherische Öle, Chlorhexidin, Triclosan/Copolymer) werden somit als Ergänzung zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion der Gingivitis empfohlen.2,3,4,5

Die dauerhafte Anwendung von Mundspüllösungen als Ergänzung der täglichen mechanischen Mundhygiene-Maßnahmen eignet sich prinzipiell für alle Patienten, „die längerfristig eine Ergänzung ihrer täglichen mechanischen Mundhygiene-Maßnahmen benötigen“.1 Laut S3-Leitlinie wird die Anwendung u.a. für Personengruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf, die unter spezieller Medikation stehen oder mit mechanisch schwer zugänglichen Bereichen im Mundraum empfohlen. Hierzu eignen sich Formulierungen mit Aminfluorid/Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid, Chlorhexidin <0,1%.1

Beste Bewertung für Mundspülungen mit ätherischen Ölen – auch in der Langzeitanwendung

Die Effekte der zusätzlichen Anwendung verschiedener Mundspülungen auf Plaque- und Gingivitiswerte fallen je nach Wirkstoffen unterschiedlich aus: Für Aminfluorid/Zinnfluorid konnte ein kleiner Effekt auf Gingivitis und Plaque bei geringer Qualität der Evidenz festgestellt werden. Besser schnitt Cetylpyridiniumchlorid ab mit einer moderaten Wirkung hinsichtlich der Plaque- und Gingivitisreduktion bei moderater Evidenz.

Für Triclosan/Copolymer wurde ein großer Effekt auf Gingivitis und Plaque bestätigt – bei moderater Evidenz. Die besten Ergebnisse erzielen nur CHX und die ätherischen Öle, wobei die S3-Leitlinie bei den Lösungen mit ätherischen Ölen ausschließlich Mundspülungen mit einer speziellen Zusammensetzung der Wirkstoffe Thymol, Menthol, Eukalyptol und Methylsalicylat (nur in Listerine-Mundspülungen) berücksichtigt: Sowohl für die Wirkung auf Plaque als auch auf Gingivitis bestätigt die S3-Leitlinie einen großen Effekt, und das bei einer hohen Qualität der Evidenz.1

Zudem herrscht starker Konsens darüber, dass Nebenwirkungen bei der Langzeitanwendung (sechs Monate) der verschiedenen Wirkstoffe ein Auswahlkriterium darstellen. Bei der Beschreibung von ätherischen Ölen als Wirkstoff heißt es: „Gegenüber Chlorhexidin und Aminfluorid/Zinnfluorid treten auch bei einer Langzeitanwendung [von ätherischen Ölen] keine oralen Verfärbungen auf.“1 Listerine eignet sich daher auch für die Langzeitanwendung, ohne das Gleichgewicht der gesunden Mundflora zu beeinträchtigen.

Ergebnisse der Leitlinie im Überblick1

  • Die wichtigste Prophylaxemaßnahme ist die regelmäßige und vollständige Entfernung des dentalen Biofilms. Da mechanische Mundhygienestrategien oft nur eine ungenügende Reinigung ermöglichen, empfiehlt die S3-Leitlinie den ergänzenden Einsatz antibakterieller Mundspülungen.
  • Nur für ätherische Öle (z. B. Listerine) und CHX liegt eine hervorragende Datenlage vor; beide Wirkstoffe weisen einen großen Effekt auf Plaque und Gingivitis auf – bei hoher Qualität der Evidenz.
  • Gerade für den langfristigen Einsatz werden ätherische Öle empfohlen.1 Auch bei sechs-monatiger Anwendung kommt es zu keiner Verfärbung von Zähnen oder Zahnfleisch oder zu einer Beeinträchtigung des Gleichgewichts der gesunden Mundflora. 2,5

Quellen:

1 DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie (Kurzversion): Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. Parodontologie 2018.

2 Haas AN, Wagner TP, Muniz FW, Fiorini T, Cavagni J, Celeste RK. Essential oils-containing mouthwashes for gingivitis and plaque: Meta-analyses and meta-regression. J Dent 2016;55:7–15.

3 Haps S, Slot DE, Berchier CE, Van der Weijden GA. The effect of cetylpyridinium chloride-containing mouth rinses as adjuncts to toothbrushing on plaque and parameters of gingival inflammation: a systematic review. Int J Dent Hyg 2008;6:290–303.

4 James P, Worthington HV, Parnell C, Harding M, Lamont T, Cheung A, Whelton H, Riley P. Chlorhexidine mouthrinse as an adjunctive treatment for gingival health (Review). Cochrane Database Syst Rev 2017;3:CD008676.

5 Minah GE et al. Effects of 6 months use of an antiseptic mouthrinse on supragingival dental plaque microflora. J Clin Periodontol 1989;16:347–352.

6 Charles CH et al. Comparative efficacy of an antiseptic mouthrinse and an anti-plaque/antigingivitis dentifrice. A six month clinical trial. J Am Dent Assoc 2001;132:670–675.

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