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„Risikofaktor Beruf“ im Fokus der ZFZ-Sommerakademie

In den Pausen herrschte großes Gedränge in den Gängen des Forum Ludwigsburg. © OEMUS MEDIA AG
Jenny Hoffmann, Carla Senf, Quelle: ZWP online

Jenny Hoffmann, Carla Senf, Quelle: ZWP online

Mo. 13. Juli 2015

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LUDWIGSBURG – „Sommerakademie“ – besser konnte der Name bei 36 °C und herrlichem Sonnenschein nicht passen. Am 3./4. Juli 2015 veranstaltete das Zahnmedizinische FortbildungsZentrum (ZFZ) Stuttgart seine traditionelle Fortbildungsveranstaltung im Forum Ludwigsburg.

Trotz der heißen Temperaturen reisten 850 wissenshungrige zahnmedizinische Mitarbeiter und Zahnärzte an, um sich über den „Risikofaktor Beruf“ zu informieren. Zu ihnen gesellten sich motivierte Vertreter von 52 Unternehmen, die im Rahmen einer Dentalausstellung ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellten.

Hätten die Organisatoren des ZFZ gewusst, dass zwei der wärmsten Tage des Jahres bevorstehen, hätten sie die Vortragsreihe womöglich um das Thema „Risiko Hitze“ ergänzt. Doch auch so konnten die Schwerpunkte der 22. Sommerakademie kaum praxisnaher und abwechslungsreicher gewählt sein. In diesem Jahr beschäftigte sich das beliebte Fachevent mit den Risiken, denen das Team bei der Arbeit in der Praxis tagtäglich ausgesetzt ist. Das Stuttgarter Fortbildungsinstitut wollte die Frage nach potenziellen Gefahren, Herausforderungen und Schutzmaßnahmen beantworten und so den Praxismitarbeitern wertvolle Hinweise für ihren Alltag mit auf den Weg geben. Dazu wurden acht Referenten eingeladen, um über Erkenntnisse aus ihren Disziplinen und persönliche Erfahrungen zu sprechen. Als Location diente das beeindruckende Forum Ludwigsburg. Eingebettet im Park des barocken Ludwigsburger Residenzschlosses ist das Haus immer wieder ein beliebter Veranstaltungsort für Kongresse und Events.

Bevor die eigentliche Sommerakademie startete, luden das ZFZ Stuttgart und die Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker/innen e.V. (DGDH) Freitagmittag zur gemeinsamen Pressekonferenz. Hauterkrankungen, orthopädische Beschwerden, Atemwegserkrankungen und Infektionen sind die allgegenwärtigen Gefahren für das Praxispersonal, deshalb wies Dr. Bernhard Jäger, stellvertretender Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZKBW) auf die Bedeutung der Risikoaufklärung hin. Sylvia Fresmann, erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/innen (DGDH), fasste die Höhepunkte der vorangegangenen DGDH-Jahrestagung zusammen und stellte eine neue Studie der Versogungsforschung vor. Die sogenannte Multicenterstudie zur Prophylaxe periimplantärer Erkrankungen, die von Priv.-Doz. Dr. Dirk Ziebolz (Universität Leipzig), Prof. Dr. Johannes Einwag und Sylvia Fresmann konzipiert wurde, soll neue Erkenntnisse für die erfolgreiche Prävention bringen. Dazu werden dank der Mithilfe von engagierten DHs in über 30 Zahnarztpraxen rund 160 Implantatpatienten über mehrere Jahre begleitet.

Im Rahmen der Konferenz wurde außerdem der Preisträger des Deutschen Preises für Dentalhygiene 2015 bekanntgegeben. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr DH Susanne Graack, Leiterin und Dozentin am Norddeutschen Fortbildungsinstitut in Hamburg, für ihren langjährigen Verdienst im Bereich Prophylaxe.

Am frühen Nachmittag begrüßte der Leiter der Sommerakademie Prof. Dr. Johannes Einwag, Direktor des ZFZ Stuttgart und 1. Vorsitzender der GPZ, gemeinsam mit Dr. Konrad Bühler, Verwaltungsratsvorsitzender des ZFZ und Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Stuttgart, dann offiziell die Teilnehmer der Sommerakademie im Theater des Forums. Mit einem gewohnt spektakulären Auftritt kamen die beiden per Feuerwehrauto in voller Feuerwehrmontur auf die Bühne gefahren, um das Thema der Veranstaltung symbolisch zu untermauern und konnten die Teilnehmer sofort begeistern.

Den anschließenden Vortragsreigen eröffnete Dr. med. Albrecht Ulmer (Stuttgart). Der HIV- (und Hepatitis-)Experte sprach über das „Risiko Infektion“ und erläuterte, dass die Gefahr in der Zahnarztpraxis, sich durch Krankheitserreger, wie HIV- und Hepatitisviren, anzustecken, gering gehalten werden kann, wenn das Hygienemanagement funktioniert. Infektionen passierten in der Regel durch Hygienefehler.

Thomas Krutsch (Sindelfingen) beleuchtete im folgenden Referat die orthopädischen und psychosomatischen Probleme, die im Beruf auftreten können. In seinem Vortrag ging der Informatiker und Facharzt für Orthopädie auf die Ursachen und Symptome von Stress, Überbelastung und Verspannungen ein. Grund dafür sei in den meisten Fällen eine unphysiologische Arbeitshaltung. Er zeigte den Gästen, wie man dem „orthopädischen Stress“ mit einfachen Hilfsmitteln begegnen kann. Dazu wurden Übungen auf der Bühne demonstriert, die das gesamte Auditorium dann unmittelbar im Selbstversuch testete.

Um durch Haltungs- oder Bewegungsfehler verursachte Schmerzen künftig vorbeugen zu können, gab im Anschluss der Referent und Autor Thomas Senghaas aus Hamburg Tipps zur Ergonomie im Berufsleben. Er erklärte, was eine ergonomische Arbeitshaltung ausmacht und wie diese umzusetzen sei.

Als letzte Referentin schloss die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner (Bühl) das fachliche Programm für den ersten Veranstaltungstag ab. Ihr Vortrag über das Risiko als Lebenselixier wurde von den Veranstaltern und Teilnehmern gleichermaßen mit viel Spannung verfolgt. Unter dem Motto „Die hohen Berge – meine Lehrmeister“ berichtete sie mit beeindruckendem Bild- und Videomaterial von ihrem Aufstieg auf den K2, den zweithöchsten Berg der Welt. Dabei betonte sie auf die Bedeutung von Werten wie Willensstärke, Disziplin, Teamgefühl und Vertrauen im täglichen Leben.

Am Freitagabend hieß es dann für die Fortbildungsteilnehmer entspannen beim Sommerfest mit Barbecue. Angesichts der Wetterlage stand einem lauen, langen Sommerabend nichts im Wege. Höhepunkt neben den kulinarischen und musikalischen Genüssen war das gelungene und kurzweilige Programm anlässlich der Preisvergabe an Susanne Graack. Das FortbildungsZentrum hatte die jungen Männer der "Freestyle Artitsts" aus Slowenien eingeladen, die beim vornehmlich weiblichen Publikum nicht nur durch ihre faszinierenden Basketball-Akrobatik-Figuren Begeisterungsstürme auslösten.

Am Samstag ging das Fortbildungsprogramm, bei dem insgesamt 10 Fortbildungspunkte erworben werden konnten, in die nächste Runde. Referent Dr. med. dent. Philippe Perrin (Bern) beschäftigte sich mit dem Thema „Sehen in der Zahnmedizin“ und richtete dabei sein Augenmerk auf die Arbeit mit Lupen und Mikroskopen. Ein anderes Sinnesorgan betrachtete wiederum Dr. med. Jörg Fischer, Dermatologe an der Universitätshautklinik Tübigen. Er sprach über die Gesundheit der Haut und wie diese durch dentale Materialien und Instrumente gefährdet ist.

Ein Vortrag der besonderen Art war der Beitrag von Keynote Speaker und Kabarettistin Prof. Dr. Elisabeth Heinemann (Darmstadt). Die erfahrene Referentin setzte sich mit der Thematik „Dream-Team“ auseinander und gab ihre Erfahrungen zur erfolgreichen Teamarbeit an die Gäste weiter.

Beendet wurde das Programm von Dr. Odette Wegwarth vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Dank ihrer Kompetenz als leitende Mitarbeiterin im Harding Zentrum für Risikokompetenz passte sie hervorragend zur thematischen Ausrichtung der diesjährigen Sommerakademie. Wegwarth stellte die essentielle Frage: „Wer hat Recht – Kopf oder Bauch?“ Die Antwort darauf untermauerte sie mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sie im Forschungsfeld Risiko-Kommunikation und -Verständnis in den letzten Jahren gesammelt hat.

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