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Interview: Der Weg zur modernen Farbbestimmung

Dental Tribune Online sprach mit Jürg Weber, Sales Manager für Mittel- und Osteuropa von VITA, über die Entwicklung und den heutigen (Mehr-)Wert der modernen Farbkommunikation. (© DT)
Dental Tribune International

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Do. 14. Juli 2016

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Die korrekte Farbbestimmung ist in der heutigen Zahnheilkunde entscheidend für die erfolgreiche Reproduktion und fehlerfreie Restauration. Dabei verlassen sich Zahnmediziner seit Jahrzehnten auf die visuelle Bestimmung mithilfe einer Farbschablone. In den letzten Jahren revolutionierte VITA Zahnfabrik die Methode dank der Einführung des digitalen Messgerätes VITA Easyshade®. Die digitale Farbestimmung verbessert den Workflow zwischen Praxis und Labor, minimiert den Zeitaufwand und erhöht die Wirtschaftlichkeit. Dental Tribune Online sprach mit Jürg Weber, Sales Manager für Mittel- und Osteuropa, über die Entwicklung und den heutigen (Mehr-)Wert der modernen Farbkommunikation.

Herr Weber, Sie arbeiten seit 30 Jahren für VITA Zahnfabrik und betreuen die Märkte in der Schweiz sowie in Osteuropa. Wie haben Sie die technische Entwicklung von der visuellen hin zur digitalen Farbkommunikation erlebt?
Jürg Weber: Die Erforschung und Farbkommunikation begann eigentlich schon mit der Gründung der VITA Zahnfabrik im Jahr 1924. Im gleichen Jahr brachten wir die ersten Farbskalen auf den Markt. Ein Meilenstein in unserer Geschichte war schließlich die Einführung des VITA classical A1-D4® sowie des einheitlichen Farbstandards VITAPAN im Jahr 1956. Die VITA classical A1-D4® ist und bleibt auch nach über 60 Jahren im Gebrauch jedes Zahnarztes. Stellen Sie sich vor, Sie hätten 1956 schon ein Smartphone gehabt. Diese Generation wäre sicherlich heute in keinem Haushalt mehr vorhanden. Unser VITA classical A1-D4® dagegen gehört auch heute noch zum gängigen Inventar jeder Zahnarztpraxis.

Ich kann mich noch gut an das Jahr 1998 erinnern. Damals haben wir die nächste Generation der Farbkommunikation eingeführt und damit das Prinzip der Farbkommunikation geändert: Von der Farbsuche zur exakten Farbbestimmung mit einem VITA Toothguide 3D-MASTER®. Mit VITA SYSTEM 3D-MASTER bestimmten wir dank wissenschaftlicher Erkenntnisse die Zahnfarbe systematisch. Dazu führten wir drei logische Schritte der Farbdarstellung ein. Der erste Schritt ist die Helligkeit. Fast jeder Mensch kann die Helligkeit in einem Raum unterscheiden, deshalb ist dieser Wert auch entscheidend. Danach kommt die Intensität der Farbe, also die sogenannte Chromatizität. Und schließlich müssen wir die Farbigkeit bestimmen, was in der Dentalindustrie entweder rötlich oder gelb bedeutet. Dies ist der moderne Weg der Farbbestimmung. Nichtsdestotrotz gab es weiterhin teilweise Ungenauigkeiten bei der Farbauswahl.

Deshalb führten wir 2004 als eines der ersten Unternehmen weltweit die elektronische Unterstützung ein. In der Bekleidungs- oder Automobilindustrie war es schon damals gar nicht mehr vorstellbar, dass Farben auf Zuruf ausgewählt wurden. Das Rot des Ferrari war genau in einem elektronischen Farbcode hinterlegt. Dabei funktioniert unsere Elektronik ähnlich wie ein Navigationssystem. Sie sagt dem Benutzer genau die Straße, Nummer und Richtung des Zielobjektes an. Dies ist das Prinzip der digitalen Farbbestimmung. Unser digitales Messgerät VITA Easyshade® erfasst die Helligkeit das Chroma und den Farbton eines Zahnes. Dies ist nicht nur ein wesentlicher Vorteil zur visuellen Farbbestimmung, sondern dient der präzisen Farbbestimmung und -kontrolle. VITA Easyshade® verfügt über ein brillantes Farbdisplay, einen präzisen und hygienisch einwandfreien Sensor sowie eine langlebige Akku-Technologie.

VITA Easyshade® ist seit 2004 auf dem Markt, damals noch mit einer separaten Einheit mit integriertem Display. Mittlerweile bieten Sie die fünfte Generation an. Wie unterscheidet sich das VITA Easyshade® V von früheren Versionen und warum sollten Zahnärzte das neueste Modell verwenden?
Seit 2004 konnten wir das System natürlich entscheidend weiterentwickeln. Viel Arbeit haben wir in Ergonomie und Design gesteckt. Außerdem vereinfachten wir die Software, sodass nur die Informationen angezeigt werden, die für die Farbbestimmung wirklich nötig sind. Früher eignete sich das VITA Easyshade® nur zur Grundfarbbestimmung für die Auswahl von Prothesenzähnen und keramischer Restaurationen. Mittlerweile haben wir etwa den amerikanischen Bleachingindex sowie einen Bleachingmodus integriert. Dieses Tool gibt dem Zahnarzt eine nachweisbare und präzise Aussage zur Zahnhelligkeit. Ein Beispiel: Wir starten bei 17 und möchten hin zu einer 5 oder 6. Nach der Zahnaufhellung messen wir die Zahnfarbe und geben dem Zahnarzt somit eine optimale Unterstützung. 2008 kam die vierte Generation auf den Markt, und seit 2015 bietet VITA die fünfte Generation mit Bluetooth und unserer App VITA mobileAssist an. Innerhalb von elf Jahren können wir damit eine phänomenale Entwicklung nachweisen. Allein zwischen 2004 und 2008 haben wir innerhalb von nur einer Generation das Display revolutioniert. Der Zahnarzt konnte das VITA Easyshade® nun in jedes Behandlungszimmer mitnehmen.

Die fünfte Generation zeichnet sich außerdem durch etwas Bemerkenswertes aus. Das VITA Easyshade® V eignet sich perfekt für die Bestimmung von CAD/CAM-Blöcken. Wir können nun den Farbwert nicht mehr nur für die Zahntechnik einsetzen, sondern auch für die Chairside-CAD/CAM-Restauration. Nach der Bestimmung zeigt der nächste Modus genau an, welcher Block nötig ist. Der Behandler hat genaue Farbwerte und kann so den richtigen Block wählen. Dies ist fast ein revolutionärer Schritt.

Wie funktioniert die Bedienung des VITA Easyshade® V?
Die Bedienung ist denkbar einfach, viel einfacher als bei modernen Smartphones. Das Gerät hat drei Betriebsmodi für Zahnfarbmessung. Ich möchte zunächst die Grundfarbe meines Patienten ermitteln, sodass ich das VITA Easyshade® V ganz einfach parallel an den Dentinkern halte. Wenn man allerdings zu stark am Zahnhals misst, ist der Einfluss vom Rosa des Zahnfleisches zu groß. Der Zahnschmelz wiederum beeinflusst ebenso das Resultat. Weitere Punkte gibt es aber nicht zu beachten. Nach Ende der Messung erzeugt das VITA Easyshade® V ein akustisches Signal. Als Messergebnis können Sie sich die Zahnfarbe, eine geeignete VITABLOCS Farbe sowie den Bleachingindex gemäß ADA anzeigen lassen.

Darüber hinaus bietet das VITA Easyshade® V weitere Informationen, zum Beispiel, warum man so weit weg von der eigentlichen Farbskala entfernt ist. Helligkeit, Intensität und Farbton müssen schließlich akzeptabel sein. Früher sagte der Zahnarzt zum Zahntechniker: „Es ist eine D2, aber etwas dunkler mit mehr Chroma.“ Zahnarzt und Zahntechniker können nun dank des 3-D-gemessenen Farbwertes genau kommunizieren. Auch bei Zahnfarb-Zwischentönen zeigt das Gerät am Ende den besten Wert an. Ich habe 26 natürliche Zahnfarben; zusätzlich drei Zahnaufhellungsfarben und die Möglichkeit, Zwischenfarben durch Mischung zu erzielen. Dies ist der Beweis, dass die Elektronik präziser ist als das menschliche Auge.
 

Sind elektronische Farbbestimmungssysteme also wirklich auch ökonomisch sinnvoll?
Schauen wir uns die Preise in der Schweiz an. Eine individualisierte Krone kostet den Patienten zwischen 1.500 und 2.000 Euro. VITA Easyshade® V verkaufen wir für einen unschlagbaren Preis von unter 1.500 Euro. Wenn Sie allein zwei Kronen erneut anfertigen müssten, hätte sich das System bereits rentiert. Natürlich will ich auch betonen, dass wir VITA Easyshade® V vor allem als sinnvolle Ergänzung und Unterstützung ansehen. Auch die VITA classical A1-D4®dient zur Überprüfung und zeigt dem Patienten genau die Zielfarbe an. Das haptische Gefühl ist auch in der Patientenkommunikation noch wichtiger als eine hochaufgelöste Darstellung des Zahnersatzes auf dem Display. Stellen Sie sich ein Flugzeug ohne Pilot vor. Bisher für den Fluggast nicht akzeptabel. Genauso unvorstellbar ist ein Flugzeug ohne assistierende Elektronik. Der moderne Zahnarzt und Laborinhaber sollte sich diese elektronische Hilfe anschaffen und gleichzeitig auf seine und ihre handwerkliche Erfahrung und Kompetenz vertrauen. Die Kombination aus VITA Easyshade® V, der digitalen Fotografie und dem VITA classical A1-D4® klassischen Farbskala schafft höchste Genauigkeit. Einschließlich der Erfahrung der Experten erreichen wir dann einen absolut präzisen Messwert.
 

Warum nutzen immer noch so viele Zahnärzte und Zahntechniker eher die Farbskala?
Dies ist länderspezifisch zu sehen. In Russland oder Osteuropa sind Zahnärzte und Zahntechniker weiter voneinander entfernt, die Kommunikation erfolgt meist über Telefon und E-Mail. Der Patient geht in der Regel direkt zum Zahnarzt und nicht zum Labor, um seine Prothetik zu individualisieren. In diesen Regionen ist die elektronische Bestimmung und Übermittlung deshalb schon akzeptiert. Anders sieht es in der Schweiz oder in Deutschland aus, wo der Zahnarzt den Patienten schnell zum Labor schicken kann. Der Laborant beherrscht sein Handwerk in der Regel und erkennt die Farbe genau. Allerdings ändert sich die Sehkraft und -stärke natürlich mit der Zeit bei den meisten Menschen. Schon das Tragen einer Brille kann die Bestimmung des Farbwertes verfälschen. Am Ende zählt aber das Resultat – und das erreichen wir am besten mit der digitalen Farbbestimmung. Auch ökonomische Gründe spielen eine große Rolle. Mit dem VITA Easyshade® V sind Remakes praktisch ausgeschlossen.

Die Dentalindustrie zeichnet sich durch eine zum Teil rapide Digitalisierung aus. Die digitale Praxis ist seit einigen Jahren in aller Munde. Viele Zahnärzte und Zahntechniker vertrauen aber auf bewährte Technologien und Instrumente. Wie können Sie diese Kunden von VITA Easyshade® V überzeugen?
Mit jeder IDS und jedem Rhythmus müssen auch wir uns als Unternehmen und Vertreter dieser Industrie anpassen. Ich bin nun 30 Jahre im Unternehmen. Wäre ich vor zehn oder fünf Jahren stehen geblieben, würde ich heute nicht mehr hier stehen dürfen. Was vor 30 oder sogar vor 5 Jahren noch nicht denkbar war, ist heute Realität.

Auch die ältere Generation muss mit der Zeit gehen und neue Technologien willkommen heißen. Wer dann einen mittleren fünfstelligen Bereich in CAD - CAM Anlagen investiert hat, aber weiterhin klassische Schablonen für die Farbbestimmung nutzt, wird auf lange Sicht vielleicht Aufträge verlieren. Gerade deshalb lohnt sich die vergleichsweise kleine Investition in VITA Easyshade® V neben der digitalen Fotografie und klassischen Farbskalierung. Der Patient ist doch begeistert von digitalen Technologien und der Einfachheit der Farbbestimmung. Die digitale Farbbestimmung war noch nie so einfach, sicher und vollständig. Darauf kann ich und können wir als VITA stolz sein.


VITA hat ebenfalls 2015 das VITA mobileAssist eingeführt. Die Smartphone-App erleichtert die Kommunikation zwischen dem Zahnarzt und Labor. Wie funktioniert VITA mobileAssist genau?

Kurz gesagt haben wir ein Resultat, das dann per Bluetooth an die App kommuniziert wird. Der Zahntechniker erhält zudem ein Bild, das sich ebenfalls individualisieren lässt. Insgesamt bietet VITA mobileAssist eine Menge Optionen für die fehlerfreie Kommunikation zwischen Praxis und Labor. Nur für VITA mobileAssist könnten wir ein weiteres Interview führen, da wir bereits ein sehr großes Feedback erhalten haben. Allein deshalb empfehle ich jedem Zahnarzt und Laborinhaber unsere Webseite www.vita-zahnfabrik.com.

 

Herr Weber, vielen Dank für das Interview!
 

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