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Interview: „Es gibt aktuell keine vergleichbaren Geräte auf dem Markt.“

Stefan Remplbauer, Geschäftsführer des österreichischen Unternehmens 3D medical print, konnte als einer der ersten Partner den neuen Stratasys Dental Selection 3-D-Drucker testen. © 3D medical print
Anne Faulmann, DTI

Anne Faulmann, DTI

Di. 21. April 2015

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Die Firma Stratasys ist einer der weltweiten Vorreiter im Bereich der 3-D-Drucktechnik und bietet neben innovativen 3-Drucksystemen ein umfangreiches Sortiment an Spezialmaterialien für verschiedenste Branchen und Anwendungen. Mit dem neuen Dental Selection bringt das Unternehmen nun einen 3-D-Drucker auf den Markt, der Zahnärzten und Laboren im Bereich des digitalen Workflows völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Das österreichische Unternehmen 3D Medical Print hatte als einer der ersten Partner von Stratasys die Gelegenheit, das neue Gerät zu testen. Im Gespräch mit Dental Tribune Online berichtet Stefan Remplbauer, Geschäftsführer von 3D Medical Print, von seinen Erfahrungen mit dem neuen Stratasys Dental Selection und den heutigen Möglichkeiten des dentalen 3-D-Drucks.

Dental Tribune Online: Herr Remplbauer, Sie sind ausgebildeter Zahntechnikmeister. Was stand hinter der Entscheidung, aus dem 3-D-Druck ein Geschäftsmodell zu machen?

Stefan Remplbauer: Als wir bei uns im Labor begonnen haben, mit der Aligner-Technik zu arbeiten, mussten wir feststellen, dass uns keiner der vorhandenen Hersteller adäquate und qualitativ hochwertige Modelle bieten konnte – die Frästechnik ermöglichte hier einfach keine angemessene Qualität. Deshalb recherchierten wir im Internet nach neuen, innovativen Techniken und stießen so auf die 3-D-Drucktechnik. Wir haben uns daraufhin probeweise einige 3-D-gedruckte Modelle anfertigen lassen und waren so begeistert, dass wir uns schließlich dazu entschlossen haben, eine eigene Firma zu gründen und diese Dienstleistung anzubieten – denn bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Österreich noch keinen Dienstleister auf diesem Gebiet.

Für welche zahnmedizinischen Bereiche nutzen sie den 3-D-Druck derzeit?

Mittlerweile hat sich unser Produktportfolio sehr stark erweitert. Im Dentalbereich drucken wir insbesondere Bohrschablonen für die navigierte Implantologie, außerdem Modelle für die Kronen-Brücken-Technik, Aligner-Modelle und Modellgüsse. Wir nutzen den 3-D-Druck allerdings nicht ausschließlich für die Zahnmedizin, sondern beispielsweise auch für Operationsplanungen in Kliniken, zum Beispiel in der Kardiologie.

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Welche Vorteile bieten mit 3-D-Druckern hergestellte Modelle gegenüber herkömmlich produzierten Modellen?

Der Vorteil liegt hier ganz klar im digitalen Workflow. Den Ausgangspunkt für unsere Arbeit bilden Intraoralscanner. Der Zahnarzt beginnt damit, den Mund des Patienten zu scannen. Das Labor erhält daraufhin einen digitalen Datensatz – direkt in der entsprechenden Planungssoftware. Dies hat den großen Vorteil, dass das Labor direkt mit der Herstellung der Käppchen beginnen kann – welche nach wie vor gefräst werden – und uns gleichzeitig bereits die Daten für den Druck weiterleiten kann. Das vereinfacht den gesamten Workflow immens, da der Schritt der Modellherstellung entfällt. Anhand des Datensatzes kann die Krone oder das Inlay direkt designt und gefräst werden und das Modell wird dann an uns weitergeleitet.

Sie arbeiten seit Beginn an mit der Firma Stratasys zusammen. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?

Zu Beginn standen wir vor der Frage: Für welchen Drucker entscheiden wir uns? Wir sind mit verschiedenen Firmen in Verbindung getreten und haben uns deren Systeme erläutern lassen. Anhand dessen haben wir unsere Auswahl immer weiter eingegrenzt und uns schließlich für einen Drucker der Firma Stratasys entschieden. Überzeugt hat uns hier vor allem die Qualität der gedruckten Modelle. Die Oberfläche ist sensationell. Wir können mit einer Schichtstärke von 16 μm drucken, was in der Branche bisher nicht üblich ist. Bei anderen Anbietern kann lediglich mit einer Schichtstärke von mehr als 30 μm gedruckt werden, das war uns allerdings zu ungenau. Nach der Anschaffung des ersten Gerätes haben wir bald festgestellt, dass ein einziger Drucker nicht länger ausreichend ist. Wir wollten unser Produktportfolio erweitern und haben uns deshalb noch zwei weitere Drucker angeschafft. So können wir nun beispielsweise Stümpfe sogar mit einer Schichtstärke von nur 10 μm drucken.

Als erster Partner arbeiten sie mit dem neuen Stratasys Dental Selection 3-D-Drucker. Welche Vorteile bietet das Gerät gegenüber seinen Vorgänger- bzw. Konkurrenzmodellen?

Wir waren sehr froh, dass wir uns an dem Beta-Test des neuen Stratasys Dental Selection 3-D-Druckers beteiligen durften. Der Drucker ist wirklich überragend, betrachtet man, was damit hergestellt werden kann. Es gibt aktuell keine vergleichbaren Geräte auf dem Markt. Noch vor kurzem war es undenkbar, Implantatmodelle mit einer abnehmbaren, weichen Zahnfleischmaske zu drucken. Das ist sensationell für die Herstellung von Implantatarbeiten. Wir freuen uns schon sehr auf die noch kommenden Materialien, die aktuell von Stratasys entwickelt werden. Nun haben wir immense Möglichkeiten durch das neue Gerät von Stratasys, da der Drucker es erlaubt, drei verschiedene Materialien miteinander zu mischen. Wir arbeiten nun schon seit zwei Monaten mit dem Dental Selection und sind erfreut, dass dieser nun bald offiziell auf den Markt kommt.

Sie versenden ihre gedruckten Modelle nicht nur in Österreich, sondern auch international. Wie lange dauert der gesamte Prozess?

Richtig, unsere 3-D-gedruckten Modelle sind weltweit verfügbar. Für die Fertigung der Modelle benötigen wir ein bis zwei Tage, und da der Versand in fast ganz Europa nicht länger als einen Tag dauert, ist das fertige Produkt in der Regel innerhalb von maximal drei Werktagen beim Kunden.

3-D-Druckern wird insgesamt eine rosige Zukunft prophezeit. Wie fällt ihre Beurteilung speziell für die Zahnmedizin aus?

Die 3-D-Drucktechnik wird sich ebenso entwickeln, wie es zuvor die CAD-/CAM-Frästechnik getan hat: es wird einige große Dienstleister geben, die bis zu drei oder vier unterschiedliche Geräte haben, um adäquate, hochwertige Modelle herstellen zu können. Es gibt aktuell bereits günstigere Geräte für die Labore, auch wenn man bei diesen qualitative Abstriche machen muss. Es wird Zahnärzte, Labore und Kliniken geben, die ihre Daten an die entsprechenden Dienstleister senden, um sich ein hochwertiges Modell anfertigen zu lassen; andere werden die Chance nutzen und ihre Modelle selbst herstellen. Eine gute Qualität wird dabei allerdings auch immer ihren Preis haben.
Zudem bin ich der Meinung, dass die 3-D-Drucktechnik nicht überall Sinn macht. Die Frästechnik wird sie definitiv nicht verdrängen. Die Fertigung von Provisorien und Käppchen beispielsweise, ist nach wie vor wesentlich besser und preiswerter durch die Frästechnik als durch die 3-D-Drucktechnik zu realisieren.

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