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Individuelle Implantate basierend auf CAD/CAM-Verfahren

Patientenspezifische Implantate in der MKG-Chirurgie. © Pan Andrii - Shutterstock.com
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Mi. 21. August 2019

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HOFHEIM - Die Rekonstruktion von ausgedehnten Knochendefekten im Kiefer- und Schädelbereich nach Unfallverletzungen oder bei Tumorerkrankungen stellt den Behandler vor sehr große Herausforderungen.

Häufig ist aufgrund der komplexen Geometrie der Einsatz von körpereigenen Transplantaten oder Knochenersatzmaterialien limitiert. Insbesondere die ästhetischen Anforderungen der Patienten im Gesicht lassen sich oft nur schwer befriedigen. Zur Versorgung solcher Defekte wurden jetzt individuelle patientenspezifische Implantate basierend auf CAD/CAM-Verfahren entwickelt. Diese müssen nicht nur die Form exakt rekonstruieren, auch funktionelle und biologische Aspekte müssen mitberücksichtigt werden.

Besonders profitieren können hiervon Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom. Die Inzidenz der Kopf-Hals-Plattenepithel-Karzinome ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Eine Tumorresektion in der Mundhöhle oder im Gesicht geht zwangsläufig immer mit einem Gewebeverlust einher. Dadurch führen diese eigentlich lebensrettenden Operationen aber automatisch auch nicht nur zu ästhetischen Entstellungen, sondern es kommt häufig auch zur Einschränkung von wichtigen Funktionen wie Schlucken, Kauen und Sprechen.

Problemlösung durch innovative Medizintechnik

In den letzten Jahren konnten plastisch-rekonstruktive lappenchirurgische Verfahren, in Kombination mit anästhesiologisch verbesserten post-operativen Behandlungskonzepten, auf den Intensivstationen optimiert werden. Damit ist es heutzutage möglich, hoch komplexe mikrochirurgisch durchgeführte plastisch-rekonstruktive Maßnahmen auch bei den älteren Patienten durchzuführen. Ebenso ist es in ausgewiesenen Zentren möglich, tumorbedingt verloren gegangenes Weichgewebe, durch gezielte dimensionale Anpassung der Transplantatgröße, an den Defekt der Empfängerregion dreidimensional zu rekonstruieren. Durch diese Rekonstruktion ist es in vielen Fällen möglich geworden, selbst ausgedehnte Weichteildefekte wiederherzustellen und die genannten Funktionsverluste zu minimieren. Für die knöcherne Rekonstruktion war dies aber lange Zeit so nicht möglich.

Hightech ermöglicht 3D-basierte Knochenrekonstruktion

Im Falle einer Rekonstruktion der tumorbedingten Knochenresektion hat das Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im letzten Jahrzehnt einen großen Evolutionsschritt erfahren. Zunächst können computerunterstützt Tumoren im Knochen mit maschinell 3D-hergestellten sogenannten „Cutting Guides“ (Resektionsschablonen), hergestellt auf Grundlage von radiologischen Computertomographie-basierten Patientenbilddaten, entfernt werden. Anschließend erfolgen 3D-basierte Kieferrekonstruktionen durch knöcherne Transplantate aus dem Wadenbein-, Becken- und Schulterblattknochen, die mittels individueller maschinell speziell für den Patienten individuell hergestellten metallischen Implantate fixiert werden. Auf diese Weise können ausgedehnte und komplexe Defekte mit einem exakt an die Defektregion angepasst entnommenen Transplantat aufgefüllt und damit eine funktionell annehmbare Rekonstruktion des verloren gegangenen Kiefersegments erzielt werden. Durch diese entscheidenden Arbeitsschritte in Verbindung mit den Software-Planungsprogrammen und der engen Kooperation zwischen Ärzten und Ingenieuren ist es heute möglich, durch Online durchgeführte Web-Meetings ein patientenspezifisches Implantat (PSI) von der Planung und Herstellung bis zum Versand und Sterilisation innerhalb von einer Woche fertigzustellen. Diese Technologie hat sich mittlerweile an vielen MKG-Kliniken etabliert und erlaubt es, solche interdisziplinären Abläufe zur Herstellung von PSI in den klinischen Alltag zu integrieren, ohne durch zu lange Wartezeiten die medizinisch notwendigen Behandlungen zu verzögern.

Zukunftsvision

Dank der rasanten Entwicklungen in den 3-dimensionalen Planungen und einer navigierten Durchführung von Operationen gibt es bereits Ansätze der navigierten Implantation bei Knochentransplantaten. Damit wird es künftig möglich sein, nicht nur patientenspezifische Implantate für den Kieferknochenersatz zu generieren, sondern auch mittels PSI-basierter Implantologie und vor allem auch zahnärztlicher Prothetik den Patienten sowohl von seiner Tumorerkrankung zu heilen, als auch ihn ästhetisch und funktionell (Kauen, Sprechen) mit einer bestmöglichen Lebensqualität zu rehabilitieren.

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