AMHERST, USA – Der antibakterielle Stoff Triclosan wurde 1972 auf den Markt gebracht und diente ursprünglich als Desinfektionsmittel in Krankenhäusern. Er wird aber auch in Kosmetikprodukte und Kleidung eingebaut. Seit 1998 ist bekannt, dass er auch schädliche Wirkungen hat: Er fördert Antibiotikaresistenzen, kann den menschlichen Hormonhaushalt durcheinanderbringen und ist schädlich für Wasserorganismen.
Deshalb empfahl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2009, die Chemikalie als antibakteriellen Zusatzstoff in Verpackungsmaterial nicht zu verwenden. Bekannt ist nämlich auch: der Stoff wandert. Die Gefahr, dass er in Lebensmittel übergehe und damit die tägliche ungefährliche Höchstdosis für den Menschen überschritten werde, sei zu groß, argumentierte das BfR.
Seit 2015 ist die Chemikalie europaweit in Produkten verboten, die großflächig auf die Haut aufgetragen werden und auch dort verbleiben. Damit darf er in vielen Cremes nicht mehr verwendet werden. Trotzdem findet er sich noch in Seifen, Deorollern und Zahnpasten. Zuletzt forderten Ärzte in einer Petition, die Chemikalie ganz zu verbieten.
Studie mit US-Zahnpflegeprodukten
In einer Studie in den USA untersuchten Umweltchemiker um Professor Baoshan Xing von der Universität von Massachusetts Amherst, ob sich Triclosan aus Zahnpasta in Zahnbürsten anreichert. Ein Zahnputzroboter simulierte drei Monate langes, zweimal tägliches Putzen. Verwendet wurden sechs triclosanhaltige Zahncremes und einige, in denen der Stoff nicht vorkam, sowie 22 handelsübliche Zahnbürsten.
In einem Drittel der untersuchten Bürsten reicherte sich Triclosan an – in der 7- bis 12,5-fachen der üblichen 3-Milligramm-Dosis pro Zähneputzen. Zahnbürsten mit Nylonborsten und weichen Bestandteilen, wie sie bei Zungenreinigern vorkommen, absorbierten besonders hohe Mengen.
Als die Wissenschaftler dann den Wechsel zu triclosanfreier Zahnpasta simulierten, wurde der in den Borsten angereicherte Stoff bis zu zwei Wochen lang wieder abgegeben. Die Forscher halten das im Mund freigesetzte Triclosan zwar nicht für ein Gesundheitsrisiko, weisen aber darauf hin, dass es nach einem Wechsel zu triclosanfreier Zahnpasta trotzdem in den Mund abgegeben wird.
„Im größeren Zusammenhang wirft unsere Studie aber Fragen auf nach dem generellen Design von Konsumprodukten mit absorbierenden Polymerkomponenten, die während ihrer Benutzung regelmäßig mit Chemikalien in Berührung kommen.“ Besondere Beachtung müssten dabei Körperpflegeprodukte finden.
Bedacht werden muss außerdem, dass täglich große Mengen der – unter Umständen mit Triclosan angereicherten – Zahnbürsten über den Hausmüll entsorgt werden. Dies könnte eine bisher nicht beachtete Quelle von in die Umwelt freigesetzten Chemikalien darstellen.
Quelle: University of Massachusetts Amherst, Deutschlandfunk
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