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Viertes European JSDEI Seminar thematisiert ganzheitliche Behandlung von Diabetes und Parodontitis

V.l.n.r.: Dr. David Herrera, Dr. Mariano Sanz, Dr. Robert J. Genco, Masakazu Nakamura und Dr. Eduard Montanya bei der Pressekonferenz am 5. November. © Sunstar

Di. 17. November 2015

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BARCELONA – 470 internationale Vertreter aus verschiedenen Feldern der Medizin und Zahnmedizin nahmen am 6. November am mittlerweile vierten europäischen Seminar der Joslin Sunstar Diabetes Education Initiative (JSDEI) in Barcelona teil, das von der Sunstar Foundation und dem Joslin Diabetes Center in Boston in den USA veranstaltet wurde. Die Referenten des Seminars präsentierten die neuesten Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Diabetes, Parodontitis und Ernährung.

Das JSDEI Seminar, welches jährlich sowohl in Europa als auch weltweit veranstaltet wird, verfolgt das Ziel, die interdisziplinäre Kooperation zwischen Medizinern und Zahnärzten zu fördern und den nach wie vor vernachlässigten Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit ins Bewusstsein zu rücken. Bei dem Seminar, welches erstmals in Spanien und zum 19. Mal insgesamt veranstaltet wurde, sprachen acht angesehene Experten aus Spanien und den USA über das Thema „Diabetes, oral health and nutrition: Inter-relationships, innovations and interaction”. Die Veranstaltung wurde ergänzt durch eine Pressekonferenz am 5. November, welche die Medien über die Ziele von JSDEI, die neuesten Erkenntnisse aus den Forschungsbereichen Diabetes und Parodontitis, sowie die Rolle des Zahnarztes bei der Erkennung von Diabetes informierte.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dazu beitragen können, die Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit zu verbreiten“, sagte Masakazu Nakamura, CEO von Sunstar Suisse, Hauptsponsor der Veranstaltung, bei der Pressekonferenz.

Sowohl bei der Pressekonferenz als auch während des Seminars betonten die Referenten die beidseitige Beziehung zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis: leidet man unter Parodontitis, so verdoppelt dies das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Umgekehrt treten bei Diabetikern dreimal häufiger Probleme mit der Mundgesundheit auf. Aufgrund dessen sei es überaus wichtig, Zahnärzte bei der Erkennung von Diabetes einzubeziehen, gerade auch weil die Erkrankung sehr häufig unterdiagnostiziert sei. „Mindestens die Hälfte der von Diabetes Betroffenen weiß nicht, dass sie an der Krankheit leidet“, hob Dr. Eduard Montanya, Professor für Endokrinologie an der Universität von Barcelona und wissenschaftlicher Direktor des Spanish Biomedical Research Centre in Diabetes and Associated Metabolic Disorders (CIBERDEM), bei der Pressekonferenz hervor.

In seinem Vortrag betrachtete Montanya, einer der Moderatoren der Veranstaltung, die wechselseitige Beziehung zwischen Diabetes und Parodontitis aus medizinischer Perspektive. Er betonte dabei insbesondere die Ähnlichkeiten bei der Behandlung von Patienten, die an den beiden Erkrankungen leiden und ermutigte Allgemeinmediziner und Zahnärzte dazu, enger zusammenzuarbeiten, um eine optimale Versorgung dieser Patienten zu gewährleisten. In diesem Kontext verwies er auf einige Studien, die gezeigt haben, dass die Behandlung von Parodontitis die Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern verbessern kann.

Dr. Mariano Sanz, Professor für Parodontologie an der Universität Complutense Madrid und der zweite Moderator des Seminars, legte den Fokus seines Vortrags auf die Perspektive des Zahnarztes und erklärte in diesem Zusammenhang, dass Parodontitis ein möglicher Risikofaktor für zahlreiche systemische Erkrankungen ist, wie zum Beispiel Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und rheumatoide Arthritis. „Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck sind sowohl bei Parodontitis als auch bei systemischen Erkrankungen zentrale Risikofaktoren. Deshalb sollten Zahnmediziner Patienten mit Zahnfleischentzündungen zu den entsprechenden Spezialisten überweisen. Tatsächlich sollten viele Tipps zur Vermeidung änderbarer Risikofaktoren unmittelbar beim Zahnarzt als Teil der Parodontitis-Behandlung gegeben werden“, erklärte Sanz und verwies damit auf die zentrale Bedeutung von Prävention und der Förderung eines gesunden Lebensstils.

Um die beidseitige Beziehung von Parodontitis und Diabetes noch besser nachvollziehen zu können, haben Forscher damit begonnen, die Rolle der mikrobiellen Flora zu untersuchen. Dr Robert J. Genco, Professor für Orale Biologie, Parodontologie und Mikrobiologie an der State University of New York at Buffalo in den USA, präsentierte einige Erkenntnisse dieser Forschungen, so zum Beispiel mögliche mikrobielle Mechanismen – wie unter anderem Mundbakterien, die in den Blutkreislauf gelangen – welche für die Verbindung zwischen den beiden Krankheiten verantwortlich sein könnten.

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Dr. William C. Hsu, Assistenzprofessor für Medizin an der Harvard Medical School in den USA, erörterte die Rolle der Ernährung bei der Behandlung von Diabetes und Parodontitis. „Die Veränderung unserer Ernährungsweise im Laufe der letzten Jahrzehnte könnte für das zunehmende Auftreten beider Erkrankungen verantwortlich sein“, sagte Hsu und bezog sich dabei auf die zunehmende Überernährung und Verwestlichung der Ernährungsweise (hoher Konsum von Fett und einfachen Kohlehydraten) weltweit. Er zeigte außerdem, dass eine Ernährungsweise wie die traditionell asiatische mit vielen Ballaststoffen und wenig Fett vorteilhaft für Patienten mit Parodontitis und Diabetes ist. Eine solche Ernährung könne nachweislich die Insulinresistenz verringern, einen Gewichtsverlust befördern und zugleich das Stoffwechselprofil und die Marker für Parodontitis verbessern, erklärte Hsu.

Dr. Carlos Mendieta, Professor für Parodontologie und Leiter des Bereichs für Zahnfleischbehandlungen an der Universität von Barcelona betrachtete die Rolle der Xerostomie als Symptom vieler systemischer Erkrankungen und Nebenwirkung zahlreicher Medikamente, welche Diabetiker einnehmen. Zu den Konsequenzen von Mundtrockenheit zählen ein erhöhtes Risiko für Karies und Entzündungen der Mundschleimhaut. Dementsprechend sei eine Behandlung wichtig, um die Mundgesundheit und gesamte Lebensqualität von Diabetes-Patienten zu verbessern, fasste Mendieta zusammen.

Dr. George L. King, Professor für Medizin an der Harvard Medical School, sprach über die vaskulären Komplikationen der Diabetes, zu denen neben Parodontitis auch Herz-Kreislauferkrankungen und kognitive Dysfunktion gehören. King erörterte in diesem Zusammenhang die toxische Wirkung der Hyperglykämie als Risikofaktor für diabetische Komplikationen sowie die Rolle des Insulin als potenzieller Schutzfaktor, um Gefäßerkrankungen bei Diabetikern zu verhindern.

Darüber hinaus thematisierte Dr. David Vincent López vom Hospital Universitario La Paz in Madrid den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Typ 2 Diabetes. Er erläuterte, dass Übergewicht als multi-systemische Entzündung charakterisiert werden kann, welche ein ausschlaggebender Faktor sowohl für Insulinresistenz als auch für diabetische Hyperglykämie zu sein scheint. Ebenfalls auf dieses Thema bezugnehmend, präsentierte Dr. C. Ronald Kahn von der Harvard Medical School eine Studie, die eine Verbindung zwischen der Zusammensetzung der Darmflora und spezifischen genetischen und umweltbedingten Faktoren feststellen konnte. Dieser Zusammenhang wiederum hatte Einfluss auf die Anfälligkeit für Übergewicht und das Risiko für Typ 2 Diabetes.

Zum ersten Mal in der Geschichte von JSDEI bezog die Initiative auch Patienten, wissenschaftliche Gesellschaften und zukünftige Mediziner in ihre Anstrengungen ein, die Aufmerksamkeit für den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Diabetes zu erhöhen. Durch eine Kooperation mit verschiedenen Universitäten konnte das Seminar live online übertragen werden. Dabei hatten die Studenten von acht spanischen, sechs italienischen und einer französischen Universität, sowie von zehn Kliniken in Spanien und Deutschland die Möglichkeit, sich interaktiv zu beteiligen und online Fragen zu stellen.

Darüber hinaus kooperierte Sunstar im Vorfeld des Seminars mit der Sociedad Española de Periodoncia y Osteointegración (SEPA—Spanische Gesellschaft für Parodontologie und Osseointegration), der Sociedad Española de Diabetes (SED—Spanische Gesellschaft für Diabetes) und der Federación de Diabéticos Españoles (Vereinigung der spanischen Diabetiker) für eine Vortragsreihe mit dem Titel „Pass auf dein Zahnfleisch auf, kontrolliere deine Diabetes“. Im Rahmen dieser Vortragsreihe in sieben spanischen Städten erklärten Parodontologen und Endokrinologen Diabetikern in leicht verständlicher Weise den Zusammenhang zwischen Parodontitis und erhöhtem Blutzucker. „Wir hoffen, dass die Teilnehmer diese Information verbreiten werden, sodass sie in Zukunft Einfluss auf die Entscheidungsträger und unser Gesundheitsministerium haben wird und die Diagnose, Behandlung und Prävention von Parodontitis in das spanische Gesundheitssystem aufgenommen werden“, sagte Dr. David Herrera, Vorsitzender er SEPA und Koordinator der SED-SEPA-Arbeitsgruppe für Diabetes und Parodontitis, bei der Pressekonferenz.

Das JSDEI Seminar wurde unterstützt durch die Sunstar Group, die FDI World Dental Federation, SEPA, die European Federation of Periodontology (Europäische Vereinigung für Parodontologie), die Sociedad Española de Endocrinología y Nutrición (Spanische Gesellschaft für Endokrinologie und Ernährung) und CIBERDEM. Das nächste Seminar findet am 15. Januar 2016 in Singapur statt.

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