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Direktverträge versus Kollektiv-System

Selektivverträge können laut Betriebswirt Friedrich Smaga viele Vorteile für Zahnärzte bereit haben (Foto: Mihai Simonia).
Pressemitteilung IMEX

Pressemitteilung IMEX

Mo. 21. September 2009

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ESSEN – Seitens der zahnärztlichen Standesvertretungen, die offensichtlich um jeden Preis am kollektiven System festhalten, werden Selektivverträge immer wieder ins schlechte Licht gerückt – vollkommen zu Unrecht aus Sicht des Diplom-Betriebswirts Friedrich Smaga, wie er im Interview darlegt.

Herr Smaga ist Leiter der Produktentwicklung bei der indento Managementgesellschaft, Anbieter des dent-net®-Netzwerkes.

Herr Smaga, insbesondere von der KZBV, dem Freien Verband der Zahnärzte und DAZ werden Selektiv-Verträge, wie die des dent-net®-Verbundes, besonders kritisch beäugt. Woran liegt das und wie sehen Sie die Perspektiven dieser Selektivverträge?
Friedrich Smaga: In einer Studie von Roland Berger Pharma & Healthcare wurde ermittelt, dass 93 Prozent aller Versicherten Wahltarife und mehrstufige Versorgungsmodelle wünschen und 83 Prozent waren der Meinung, der Gesetzgeber solle Anreize schaffen, um die Kosten medizinischer Versorgungen zu senken. Aber nicht nur Patienten, sondern auch der Gesetzgeber wünscht sich seit Langem neue Versorgungsformen und mehr Wettbewerb. Das GKV Modernisierungsgesetz 2004 und das Wettbewerbsstärkungsgesetz 2007 waren daher nur die logische Konsequenz und wichtige Schritte in der praktischen Umsetzung. Nun ist es aber meist so, dass mehr Wettbewerb immer Gewinner und Verlierer impliziert. Die Gewinner sind hier sicher die verschiedenen Anbieter alternativer Versorgungsformen, Netzwerke und Rabattverträge. Das kollektive System wird das Nachsehen haben. Zu dieser Erkenntnis kommen übrigens auch viele Gesundheitssystem-Experten, wie zum Beispiel Prof. Dr. Amelung von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Auf welchen Fakten stützt sich Ihre Einschätzung?
Seit 2004 hat sich die Anzahl der Einzelverträge jährlich verdoppelt. Bis Ende 2008 gab es schon fast 10.000 Einkaufsverträge mit einem Vergütungsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro. Und diese Entwicklung geht kontinuierlich weiter. Dies ist unter anderem auch am Beispiel unseres dent-net®-Verbundes zu beobachten, an dem immer mehr Krankenkassen und Zahnärzte teilnehmen.
Neben den vielen Betriebskrankenkassen, Innungskrankenkassen und der engen Zusammenarbeit mit allgemeinen Ortskrankenkassen in Form exklusiver Rabattverträge konnte zuletzt die DAK als neuer Vertragspartner gewonnen werden. Dadurch können über elf Millionen Versicherungsnehmer in Deutschland von den dent-net®-Leistungen profitieren, Tendenz weiter steigend.

Die KZBV ist der Ansicht, dass die Teilnahme am dent-net®-Netzwerk für Zahnärzte mit Knebelverträgen verbunden sei. Können Sie dies nachvollziehen?
Keineswegs. Die standespolitischen Vertreter beurteilen Vertragswerke, welche sie nie zu Gesicht bekommen haben. Diese Tatsache hat uns gerade eine Anfrage des Freien Verbands durch dessen Vorsitzenden Dr. Sundmacher belegt. Alle Teilnehmer im Netzwerk partizipieren auf freiwilliger Basis. Die Verträge sind jederzeit kündbar, mit sehr kurzen Kündigungsfristen. Die Mantelverträge der KZVen können da schon eher als „Knebelverträge“ angesehen werden. Und das sehen scheinbar auch viele Zahnärzte so. Dafür spricht allein schon unser Wachstum von zwei bis fünf Praxen pro Tag. Meines Erachtens hat die KZV keine wirklichen Argumente und versucht verzweifelt ihr System mit Druck und Repressalien gegenüber Netzwerk-Zahnärzten durchzusetzen.

Die Lage vieler Zahnärztinnen und Zahnärzte scheint prekär zu sein. Es ist die Rede davon, dass 30 Prozent der Praxen vor einer Insolvenz stehen. Wie sehen Sie das?
In der Tat ist der Druck für die Zahnärzte vielerorts extrem groß. Einen wesentlichen Grund dafür sehe ich aber auch darin, dass die KZVen „geschlafen haben“. Anstatt selbst marktfähige Produkte zu entwickeln, wurde und wird weiterhin zwanghaft versucht, den finanziellen Status quo zu halten. Diplom-Betriebswirt Friedrich Smaga, Leiter Produktentwicklung der indento Management GmbH

Wie beurteilen Sie die von den Standesvertretern so hochgelobte „Einheit des Berufsstandes“?
Die gibt es doch schon längst nicht mehr. Mehrbehandlerpraxen, Kliniken oder medizinische Versorgungszentren verfolgen einfach andere Ziele als Einzelpraxen. Viele Zahnärzte wünschen sich mehr Unabhängigkeit, die sie durch die KZV beschnitten sehen. Das zeigen ja auch die überaus negativen Umfragewerte, denen zufolge 50 Prozent aller aktiven Zahnärzte nicht hinter ihrer KZV stehen.

Angeblich ist beim dent-net®-Konzept keine freie Arztwahl gewährleistet. Wie beurteilen Sie dies?
Ich möchte strikt drauf hinweisen, dass die Versicherten unserer Partnerkassen sich freiwillig mit einer Teilnahmeerklärung für eine zahnmedizinische Versorgung innerhalb des Netzwerkes entscheiden. Daher besteht auch hier weiterhin die freie Arztwahl für den Patienten. Es gibt ja nahezu flächendeckend sehr viele Zahnarztpraxen, die dent-net®-Leistungen anbieten. Hier verhält es sich ähnlich, wie bei den Behandlungsschwerpunkten, wo der Patient eben auch schaut, welche Praxen eine spezielle Leistung anbieten und dann eine auswählt.

Der FVdZ behauptet, dass das dent-net®-Konzept nur für Regelleistungen gilt. Ist das richtig?
Nein, natürlich nicht. Auch bei außervertraglichen Leistungen werden deutliche Kostenreduzierungen bei der Zahntechnik und der zahnärztlichen Behandlung angeboten. Darüber hinaus wird von der Mehrzahl der Partnerkrankenkassen die PZR erstattet.

Der Zahnersatz-Anbieter MDH wirft Ihnen vor, dass die Selektivverträge von dent-net® nur einen Anbieter begünstigen, quasi als Monopolist.
Nein, es gibt öffentliche, zeitlich limitierte Ausschreibungen wie in vielen anderen Märkten auch. Grundsätzlich kann hier jeder partizipieren.

Es steht auch immer wieder im Raum, dass Netzwerk-Zahnärzte durch den Druck der Partnerkassen damit rechnen müssen, zukünftig weitere finanzielle Zugeständnisse machen zu müssen.
Da wird ganz offensichtlich versucht, das Konzept schlecht zu reden. Das Netzwerk funktioniert natürlich nur – und das übrigens schon seit Jahren – wenn alle Beteiligten die Möglichkeit haben, Vorteile zu generieren. Sonst würde man die Teilnehmer und Vertragspartner ja ganz schnell wieder verlieren. Die kurzen Kündigungsfristen sprach ich ja bereits an. Und die kontinuierliche Zunahme von Krankenkassen und Zahnärzten, die am dent-net®-Verbund teilnehmen, spricht wohl für sich.

Die KZVen behaupten, dass sich geringere Kosten und eine höhere Qualität meist ausschließen.
Ich frage Sie ernsthaft, glauben Sie wirklich, dass wir mit über 50 gesetzlichen Krankenkassen mit einem Versichertenpool von über elf Millionen kooperieren würden, wenn unserer Qualität nicht den deutschen Qualitätsstandards entsprechen würde?

Verschaffen sich die an dent-net® teilnehmenden Krankenkassen wie die DAK durch Kosteneinsparungen nicht einen unfairen Wettbewerbsvorteil?
Es geht der DAK und den anderen Kassen in erster Linie um marktfähige Preise. Zum Teil versorgen Zahnärzte derzeit nur 50% der genehmigten HKPs. Es gibt also eine zunehmende Unterversorgung der Patienten, die in Zukunft weit höhere Kosten verursachen würde. Mit neuen Versorgungsformen, wie sie im Netzwerk angeboten werden können, lässt sich dem entgegensteuern zum Wohle aller.

Vielen Dank für das Gespräch!
 

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