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„Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken“

Keine Angst vor der Höhe: Dr. Jos Gal freut sich auf seinen Weltallflug, der voraussichtlich im Jahre 2014 stattfinden wird. (Bild: Dr. Jos Gal)
Yvonne Bachmann, DTI

Yvonne Bachmann, DTI

Do. 31. Mai 2012

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Dass sich fast jeder Zahnarzt gern hin und wieder auf Reisen begibt ist nichts Ungewöhnliches. Führt die Reise jedoch bis ins Weltall, so kann man von einem Urlaub der besonderen Art sprechen. Dr. Jos Gal, Zahnarzt mit eigener Praxis im Baden-Württembergischen Ubstadt-Weiher, hat vor kurzem ein Ticket für einen Flug mit dem raketenbetriebenen Flugzeug „Lynx“ erstanden. Dental Tribune International berichtete der 39-Jährige, wie man an ein Ticket gelangt, was es kostet und was die Patienten zu einem solch abenteuerlichen Vorhaben sagen.

Dr. Gal, wie kommt man auf die Idee, einen Flug ins Weltall zu buchen?
Ich hatte das Glück, Henning Haltinner, den Verkäufer dieser Reisen, kennenzulernen. Ich habe in meiner Praxis spezielle Zahnschienen entwickelt, mit denen man entspannter golfen kann. Durch die sehr aufwändige Bissnahme bei möglichst totaler Relaxation der Kiefermuskulatur wird der Unterkiefer in eine neue Bisslage gebracht und mittels der Zahnschiene dort fixiert, so dass die Wirbelsäule über den Nacken dauerhaft entlastet wird. Im Januar war ich in Abu Dhabi bei einem großen Golftournier, an dem Tiger Woods und andere große Namen teilgenommen haben. Henning Haltinner hatte mir ermöglicht, dort dabei zu sein. Ich konnte vor Ort Schwunganalysen durchführen und die Schienen testen. Henning Haltinner verkauft verschiedene Reisen, verwirklicht Träume. Er hat mir auch das Ticket für die Weltraumreise angeboten. Mir schien sein Angebot sehr vertrauenswürdig, da er mir bereits den Besuch des Golfturniers ermöglicht hatte. Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken, ob ich sein Angebot annehme. Als Kind träumt man ja davon, Astronaut oder Feuerwehrmann zu werden. Ich habe früher immer die Captain Future-Filme geschaut. Die fand ich sehr spannend.

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Was ist das Faszinierende an so einem Ausflug?

Das besonders Interessante an dieser Reise ist nicht nur der Flug an sich, sondern das Projekt als Ganzes, die Tatsache, dass man ein Teil davon sein darf. Mich reizen auch die zwei Jahre der Vorbereitung, während denen man im Simulator übt und im Kampfjet fliegt. Mich reizt es, dass man technisches Verständnis aufbringen muss. Und das Schöne bei diesem Flug ist, dass man nicht nur Passagier in einem Weltraumtaxi ist, sondern als Kopilot aktiv mitagiert. Ich fliege nur zusammen mit dem Piloten.

Haben Sie keine Angst, dass etwas schiefgehen könnte?

Ich glaube, wenn man bei dieser Sache Angst hat, dann darf man die Reise nicht antreten, sondern sollte es lassen. Respekt hat man natürlich, den habe ich vor allen Dingen in meinem Leben. Aber Angst habe ich nie. Wenn es schon morgen losginge, dann würde ich auch morgen einsteigen.

Kennen Sie bereits Details zur Reise?

Das raketenbetriebene Flugzeug startet von der Karibikinsel Curacao, die früher zu den Niederländischen Antillen gehörte. Insgesamt dauert der Flug eine Stunde. Wir fliegen auf die Höhe von 103 Kilometern. Ab 100 Kilometern beginnt der Orbit. Wer diese Grenze überschreitet, gilt offiziell als Astronaut. Während des Fluges wird kein Schweben möglich sein, wir bleiben die ganze Zeit angeschnallt. Ich bekomme einen Anzug angepasst. Behalten kann ich den natürlich nicht, denn er ist sehr teuer. Die Weltraumreise an sich kostet 71.000 Euro. Inbegriffen sind auch drei Tage im Luxushotel auf Curacao, in denen man noch einmal auf die Reise vorbereitet wird. Einige Trainingseinheiten im Rahmen der zweijährigen Vorbereitung auf den Flug kosten extra.

Welche Voraussetzungen muss man als „Weltraumreisender“ erfüllen?
Es wird in regelmäßigen Abständen mehrere medizinische Tests geben. Die Fitness sollte immer auf dem gleichen Niveau bleiben, zudem sollte man sich gesund ernähren. Das tue ich sowieso von Haus aus. Ich rauche und trinke auch nicht. Es finden Trainingsprogramme in den USA, Russland und in den Niederlanden statt, bei denen man sich im Simulator sukzessive an die Geschwindigkeiten gewöhnen soll. Während des Fluges erreicht man eine dreifache Überschallgeschwindigkeit. Dreitausendfünfhundert Kilometer pro Stunde, das muss man sich mal vorstellen!

Ob Sie tatsächlich der erste deutsche Weltraumtourist werden oder ob die Unternehmerin Sonja Rohde Ihnen diesen Titel streitig macht, ist bisher noch unklar. Wie stehen Ihre Chancen?
Das wird von den Medien ein wenig hochgeschaukelt und als „Wettrennen ins All“ dargestellt. Sonja Rohde fliegt mit einem ganz anderen Unternehmen. Ich sehe das nicht so extrem, sondern eher sportlich. Und mir geht es ja um die Sache an sich. Wenn die Dame als erstes fliegen sollte, dann freue ich mich für sie. Dann ist sie die erste Deutsche, und ich vielleicht zumindest der erste Zahnarzt im All.

Ihre Pläne ins All zu fliegen haben sich durch die intensive Medienberichterstattung recht schnell verbreitet. Wie reagieren Ihre Familie und Freunde, und haben Ihre Patienten Sie schon darauf angesprochen?
Das ist tatsächlich der Fall. Viele Patienten fragen, ob ich überhaupt noch da wäre oder schon im All. Das Feedback ist durchweg positiv. Die meisten Leute haben gesagt „Ja, klar, das passt zu dir“, und es hat sie gar nicht so überrascht. Sie meinten, bei all dem, was ich schon gemacht habe, wundert es sie nicht, und wenn es einer machen könnte, dann ich.

Kann es sich jeder Zahnarzt finanziell leisten ins Weltall zu fliegen?
Das weiß ich nicht. Ich denke, es ist relativ, ob man sich das leisten kann oder möchte. Andere Zahnärzte kaufen sich für das Geld ein Auto oder Briefmarken. Ich bin Single, habe keine Kinder, bin nicht geschieden, muss keinen Unterhalt zahlen. Da kann man natürlich etwas zur Seite legen. Ich gebe mein Geld sicher nicht einfach so aus. Ich erfülle mir damit einen Traum. Im Vergleich zu den ersten Weltraumflügen vor zehn Jahren, die noch Millionen gekostet haben, ist dieser zudem recht günstig. Und komischerweise sagen die meisten, die von der Reise hören: „Was, nur 71.000 Euro?“. Trotzdem ist es viel Geld, das nicht aus der Portokasse kommt. Das muss man auch mal sagen. Aber ich denke, es ist den Preis wert, vor allem, weil das Projekt eben nicht nur den Flug umfasst.

Was kommt nach dieser Reise? Haben Sie noch andere verrückte Ideen?
Nach der Reise werde ich erst einmal einen Espresso trinken. Danach sehe ich, wie es weitergeht.

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