BERLIN – Zahnärzte und Patienten nutzen mit wachsender Tendenz importierten Zahnersatz. Nach wie vor fahren aber nur wenige Versicherte für eine Zahnersatzversorgung selbst ins Ausland. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Mitte Juli im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt haben.
Für die Untersuchung, die vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in Köln in Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Gesundheitsökonomie durchgeführt wurde, waren insgesamt 1368 Versicherte und 300 Zahnärzte befragt worden. Damit liegen erstmals verlässliche Zahlen zur Internationalisierung des Versorgungsmarktes für Zahnersatz vor.
Von den befragten Personen gaben 2,3 Prozent an, bereits im Ausland gefertigten Zahnersatz zu tragen. Unter den Zahnärzten gaben 12,3 Prozent an, „häufig“ Auslandszahnersatz einzugliedern. 15,3 Prozent tun dies „gelegentlich“, 23,4 Prozent „eher selten“ und 49 Prozent „gar nicht“. Über alle Zahnärzte gerechnet beträgt der Anteil des Auslandszahnersatzes an den Prothetikfällen im Durchschnitt ca. 10 Prozent.
Bei der KZBV sieht man für diese Entwicklung klare Gründe. Dazu der Vorsitzende des Vorstandes, Dr. Jürgen Fedderwitz: „Wir haben beim Import von Zahnersatz einen in letzter Zeit dynamisch gewachsenen, aber noch immer begrenzten Markt. Nach der Einführung befundbezogener Festzuschüsse für gesetzlich Krankenversicherte in 2005 ist der Patient kostenbewusster und der Wettbewerb im Prothetikmarkt intensiver geworden. Das war politisch gewollt. Weil die Zahntechnik meist den Löwenanteil an der Zahnersatzrechnung ausmacht, nutzt man nun verstärkt günstige ausländische Anbieter. Für die meisten Patienten bleibt aber nicht die reine Kostenerwägung, sondern vielmehr das Vertrauensverhältnis zu ihrem Zahnarzt der bestimmende Faktor bei der Entscheidung für eine bestimmte prothetische Versorgung.“
Für die BZÄK offenbart die Studie, dass die Entscheidungsprozesse nicht auf eine simple Kosten-Betrachtung zu reduzieren sind, da eine Vielzahl von Beeinflussungsfaktoren und Motiven von Patienten als auch von Zahnärzten einbezogen werden. „Das hohe Vertrauen zum eigenen Zahnarzt und die skeptische Qualitätsvermutung waren neben dem Preisargument bestimmende Faktoren der Patienten für oder gegen ausländischen Zahnersatz“, so Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK. „Das ambivalente Verhältnis der Zahnärzte zum Auslandszahnersatz verdeutlicht, dass der Berufsstand trotz zunehmenden Wettbewerbs und Kostendrucks seine Verantwortung für die Sicherheit der Patienten sehr ernst nimmt“, stellt Oesterreich fest. Dies verdeutlicht auch das gut ausgebaute Netzwerk von Patienteninformation, Patientenberatung, Zweitmeinungsmodellen bis hin zu Gutachterwesen und Schlichtungsstellen von Landeszahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen.
Anders als der Import von Zahnersatz nimmt der Dentaltourismus, keine dynamische Entwicklung. Nur etwa einer von hundert befragten Versicherten ist bislang für eine prothetische Versorgung selbst ins Ausland gefahren. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine hohe Zahnarztbindung und die Einschätzung der medizinisch-technischen Qualität der Versorgung im Ausland hier als begrenzende Faktoren wirken.
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