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Rauchstopp: Zahnärzte gefordert!

Dr. Martina Pötschke-Langer Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum und Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, mit dem neuen Report „Rauchen und Mundgesundheit“ (Foto: BZÄK)
Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Fr. 7. Mai 2010

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BERLIN – Das Deutsche Krebsforschungszentrum gab gemeinsam mit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) einen Report „Rauchen und Mundgesundheit“ heraus. Dieser soll Zahnärzten, die in der Raucherberatung aktiv werden wollen, in der Praxis einfach umsetzbare Interventionsstrategien an die Hand geben.

Die Zähne lockern sich und fallen aus – schuld daran könnten die täglich gerauchten Zigaretten sein, denn die Schadstoffe aus dem Tabakrauch fördern immunologische Vorgänge, die die Zerstörung des Kieferknochens vorantreiben. Daher leiden Raucher wesentlich häufiger unter entzündlichen Veränderungen des Zahnhalteapparats (Parodontalerkrankungen) und haben ein rund doppelt so hohes Risiko für Zahnausfall wie Nichtraucher. Dies zeigt der neue, vom Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam mit der Bundeszahnärztekammer herausgegebene Report "Rauchen und Mundgesundheit". Rauchen schädigt aber nicht nur Zahnfleisch und Zähne, sondern kann auch tödlich verlaufenden Mundhöhlenkrebs verursachen. „In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an Krebs der Mundhöhle und des Rachens und rund 4500 sterben daran – vor allem Männer. Im Jahr 2007 standen diese Krebsarten bei Männern an 7. und bei Frauen an 16. Stelle der Krebstodesursachen“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und Präventionsexpertin aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum.

Aktiv gegen Raucher
Die BZÄK fordert alle Mitglieder des zahnärztlichen Teams auf, in der Beratung von Rauchern aktiv zu werden und so die Mundgesundheit ihrer Patienten zu fördern. Die beste Vorsorge gegen diese Schäden ist ein konsequenter Rauchstopp. Dieser gelingt besonders gut mit professioneller Unterstützung – beispielsweise auch durch den Zahnarzt. Gerade Zahnärzte können in der Tabakentwöhnung viel bewirken, denn sie sehen ihre Patienten zumeist sehr regelmäßig.

Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer erklärt: „In Deutschland gehen rund 76 Prozent der Erwachsenen und etwa 66 Prozent der Jugendlichen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Dabei hat das zahnärztliche Behandlungsteam regelmäßig die Gelegenheit, Raucher zu einem Rauchstopp zu motivieren und auf diese Weise Erkrankungsrisiken zu reduzieren und zur Verbesserung der Gesundheit beizutragen.“

Der Report kann im Internet unter www.tabakkontrolle.de und www.bzaek.de eingesehen werden.

 

„Es gehört zu den Aufgaben des Zahnarztes, seine Patienten auf die Gefahren des Rauchens für die Mundgesundheit sowie auf die gesundheitlichen Vorteile eines Rauchstopps hinzuweisen.“
Statement von Dr. Martina Pötschke-Langer, Deutsches Krebsforschungszentrum

Tabakkonsum ist die bedeutendste einzelne, vermeidbare Ursache für Krankheit und Tod: Allein in Deutschland fallen dem Rauchen jeden Tag rund 300 Menschen zum Opfer. Das Tragische daran: All diese – zumeist frühzeitigen – Todesfälle ließen sich vermeiden – durch einen Rauchstopp. Der allerdings fällt vielen Rauchern sehr schwer, da Tabak ein hohes Suchtpotential hat. Deswegen raucht in Deutschland trotz sinkender Raucherquoten immer noch rund ein Drittel der Erwachsenenbevölkerung – mit schweren Folgen für die Gesundheit. Denn Tabakrauch ist ein komplexes Gemisch aus über 4800 Substanzen, von denen rund 250 giftig und weitere 90 krebserzeugend sind oder im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen.

Rauchen verursacht bis zu 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle und ist die wichtigste Ursache für die Entwicklung chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen. Raucher haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko wie Nichtraucher, an einer Herz-Kreislaufkrankheit zu erkranken und ein doppelt so hohes Risiko für Schlaganfälle wie Nichtraucher. Dies sind die bekannteren Krankheiten, die das Rauchen verursacht.

Weniger bekannt ist, dass das Rauchen auch im Mundraum Erkrankungen verursacht - zum Teil sogar tödlich verlaufende. So haben Raucher ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, an Krebs im Mundraum zu erkranken – diese Krebsarten sind bei Männern in Deutschland die siebthäufigste Ursache für einen Tod infolge einer Krebserkrankung. So starben im Jahr 2008 in Deutschland 3776 Männer und 1170 Frauen, die meisten im Alter von 50 bis 75 Jahren, an Krebserkrankungen der Lippe, der Mundhöhle und des Rachens. Besonders problematisch dabei ist, dass bei Rauchern Krebs im Mundraum oftmals erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium festgestellt wird – dadurch sinken die Heilungschancen drastisch.

Raucher haben außerdem häufiger Karies und ein bis zu fünfzehn Mal so hohes Risiko für Parodontalerkrankungen wie Nichtraucher. Diese entzündlichen Veränderungen des Zahnhalteapparates verlaufen bei ihnen schwerer als bei Nichtrauchern und lassen sich schlechter behandeln. Raucher haben überdies ein erhöhtes Risiko für Zahnverluste, und da bei ihnen Wunden schlechter verheilen, misslingt bei ihnen oftmals das Einsetzen von Implantaten zum Ersatz verlorener Zähne.

Schwerwiegende Schäden am Kiefer können Kinder erleiden, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft rauchen, denn die Schadstoffe aus dem Tabakrauch gelangen über die Plazenta zum Ungeborenen und können die Entwicklung des Kieferknochens stören. Dadurch haben Kinder rauchender Mütter ein doppelt so hohes Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten wie die Kinder von Nichtraucherinnen. Diese Fehlbildungen entstellen die Kinder nicht nur stark, sondern sie können auch die Atmung und die Nahrungsaufnahme des Säuglings beeinträchtigen. Heutzutage können Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zwar chirurgisch gut behandelt werden, dies erfordert aber eine stark belastende Operation.

Die genannten Erkrankungen des Mundraumes können durch einen Rauchstopp vermieden werden: So entspricht beispielsweise das Parodontitisrisiko elf Jahre nach dem Rauchstopp dem Erkrankungsrisiko von Menschen, die niemals geraucht haben; Implantate heilen nach einem Rauchstopp besser ein und auch das Krebsrisiko sinkt drastisch ab, auch wenn es nie so niedrig wie das eines Nie-Rauchers wird.

Es gehört zu den Aufgaben des Zahnarztes, seine Patienten auf die Gefahren des Rauchens für die Mundgesundheit sowie auf die gesundheitlichen Vorteile eines Rauchstopps hinzuweisen. Mit einer nur dreiminütigen Beratung kann er Raucher darüber hinaus effektiv zu einem Rauchstopp motivieren. Diese Chance sollte jeder Zahnarzt nutzen. Der vorliegende Report „Rauchen und Mundgesundheit“ kann Zahnärzten dabei eine praktische Hilfe sein.

Dieser Report entstand in enger, kollegialer Zusammenarbeit zwischen dem DKFZ und der Bundeszahnärztekammer. Federführend war Dr. Katrin Schaller, die auf der Basis der zahnmedizinischen Doktorarbeit von Christoph Geisel, die an der Universität Heidelberg durchgeführt wurde, die wichtigsten Erkenntnisse zur Thematik für das zahnärztliche Team in Praxis und Klinik zusammenfasste.

Ein besonderer Dank gilt Dr. Dietmar Oesterreich und Dr. Sebastian Ziller, die beide den vorliegenden Report initiiert haben und ihn wissenschaftlich begleiteten.
 

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