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Interview mit Henri Rochet, Vorsitzender von COMIDENT

Henri Rochet (Mitte) zusammen mit Jean Martin-Dondoz (links) und Céline Wurtz (rechts). (Foto: Marc Chalupsky, DTI)

Auf der jüngsten IDS hatte Dental Tribune International die Gelegenheit, Henri Rochet, seit drei Jahren Vorsitzender von COMIDENT, zu treffen. Im Interview spricht er über die Gegenwart und Zukunft des französischen Dentalverbandes, neue Wege der Kommunikation, die Rolle von Ethik, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit ADDE und die neue Medizinprodukteverordnung.

Was ist COMIDENT? Können Sie uns mehr darüber erzählen?
COMIDENT repräsentiert als Berufsverband kleine und mittlere und mittelständische Unternehmen. Diese produzieren zahnärztliche Geräte und Materialien und entwickeln neue Technologien, die für die Arbeit von Zahnärzten, einschließlich Zahntechnikern und Zahnarzthelfern, unentbehrlich sind. Dieser Geschäftsbereich besteht aus rund 800 Unternehmen, darunter einer Vielzahl von sehr kleinen Familienunternehmen, die rund 6.600 Arbeitsplätze schaffen und einen Gesamtumsatz von über 1,6 Milliarden Euro erzielen. Es ist eine Hightech-Industrie. Französische und ausländische Hersteller entwickeln sehr innovative Gesundheitsprodukte und Technologien.

Händler arbeiten Hand in Hand mit den Herstellern, bringen diese Produkte in die Praxis oder in das Labor, präsentieren und erklären diese, und bieten Training und technische Unterstützung an. Sie verfügen über logistische Systeme und Bestände, die es ihnen ermöglichen, diese Geräte in kurzer Zeit, in der Regel innerhalb von 24 Stunden, zu liefern, zu installieren und dann gegebenenfalls Wartung und Reparaturen durchzuführen.

Seit 2014 sind Sie Vorsitzender von COMIDENT und in dieser Zeit fand ein Markenwechsel mit neuer Kommunikationslinie und einen Umzug in neue Räumlichkeiten statt. Was hat sich verändert?
Seit meinem Antritt als Präsident hat das neue Team einen neuen Ehrgeiz nicht nur für den Beruf, sondern für die gesamte Dentalindustrie gewonnen. Ziel ist es, das Know-how von COMIDENT zu nutzen, um neben allen anderen Wettbewerbern der Branche zu agieren. Im Zuge der technologischen Revolution und der zunehmenden Schwierigkeit Ausgaben zu decken, glauben wir, dass COMIDENT eine besondere Rolle zu spielen hat. Darüber hinaus haben wir das Team unseres Stammpersonals mit der neuen Generalvertreterin Céline Wurtz, einem echten Profi für Verbände wie unserer, verstärkt.

In unseren Räumlichkeiten wurde es etwas eng, also nutzten wir die Gelegenheit, diesen Zustand zu unserem Vorteil zu machen und ein richtiges Zuhause für unsere Mitglieder zu kreieren. Wir waren sehr erfolgreich, die vielen Mitgliedsfirmen, die Seminare und andere Schulungen in den neuen Räumen unterzubringen.

Ist das der Grund, warum sich Ihr Slogan zu "Mittelpunkt der Zahngesundheit“ verändert hat?
Wir glauben, dass wir im Mittelpunkt der Zahngesundheit sind, speziell im Mittelpunkt dessen, was eine wirkliche Industrie sein sollte. Ich glaube fest daran, dass wir eine Dentalindustrie mit vielen Akteuren haben müssen, die jeweils eine große Rolle in ihrem Bereich spielen, aber zum Nutzen aller auch auf die Expertise anderer zugreifen können. Um genauer zu sein, es ist zum Beispiel nicht unsere Absicht, die Gewerkschaften in Form von klassischen Verhandlungen zu ersetzen, sondern diese Gewerkschaften zu stärken und zu unterstützen.

Über diesen Ehrgeiz hinaus, sind wir realistisch gesehen auch im Mittelpunkt der allgemeinen Gesundheit. Mit Hilfe unserer Ausrüstung und unserer Materialien, bieten wir Lösungen an, die auf die Bedürfnisse von Zahnärzten zugeschnitten sind, um das gemeinsame Ziel eines guten Gesundheitswesens zu erreichen.

Heute gehören 150 Hersteller und Händler zu COMIDENT. Was sind die Vorteile der Mitgliedschaft?
Diese 150 Unternehmen, die 95 Prozent des Marktes ausmachen, finden bei uns eine Fülle von Informationen und Mehrwertdiensten, beginnend mit der Ausstellung des Association Dentaire Française (ADF) Kongresses, den wir jedes Jahr gemeinsam organisieren. Das gibt uns auch die Möglichkeit in den direkten Kundenkontakt zu treten.

Neben diesem einzigartigen Anlass, bei der sich Veranstalter den täglichen Bedürfnissen der Hersteller und Händler widmen, bieten wir ihnen zuverlässige und wirtschaftlich verständliche Instrumente, um den Markt besser zu verstehen.

Dazu gehört ein Modell, das alle drei Monate die Handelsstrategien analysiert, ein jährlicher Wirtschafts- und Sozialbericht, ein jährliches zahnmedizinisches Inspektionsgremium, das den Kauf von Verbrauchsmaterialien der Zahnärzte sehr detailliert analysiert und einen ökonomischen Überblick über den zahnmedizinischen Markt gibt und monatlich mit Krankenversicherungsdaten unterstützt wird (über AMELI).

Im regulatorischen Bereich haben wir unsere Marktforschung mit einem Newsletter (regulatory bulletin) intensiviert. Dieser wird den Mitgliedern jeden Monat zugeschickt, um sie über Entwicklungen der Medizinprodukte zu informieren. COMIDENT ist an das Syndicat national de l’industrie des technologies médicales [Nationale Union der Medizintechnologieindustrie] angegliedert und Mitglied der French Standardization Association für Dentalprodukte.

Letztendlich streben wir auf technischer Ebene einen professionellen Konsens an, auf dessen Grundlage ein Leitfaden für verschiedene Bereiche wie etwa Zirkonoxid veröffentlicht wird. Hier gehen wir auch auf die Wünsche der Mitglieder ein.

All diese Informationen bedeuten, dass wir unsere Sichtbarkeit und unsere Attraktivität stark verbessert haben. Das hat dazu geführt, dass wir regelmäßig neue Mitglieder registrieren.

Die letzten vertraglichen Verhandlungen mit Zahnärzten scheiterten und ein Schiedsverfahren wurde vom Minister für soziale Angelegenheiten und Gesundheit Marisol Touraine verifiziert. Was ist Ihre Meinung?
In Frankreich schätzen wir uns glücklich sehr gute medizinische Fachkräfte zu haben, einschließlich Zahntechniker, mit ausgezeichnetem Können und Wissen. Es ist bedauerlich, dass seit der Verhandlung von Erstattungen auf Prothesen, die von freien Tarifen profitierten, kein Konsens zwischen den Parteien erreicht wurde. Wir fürchten, dass das ein Anfang des Abstiegs sein könnte. Deshalb schenken wir den weiteren Verhandlungen große Aufmerksamkeit. Zumal einige Gewerkschaften jetzt über die Dentalindustrie sprechen. Wie oben erwähnt, ist das ein Thema, das für mich besonders wichtig ist. Wenn Sie uns fragen würden, stehen wir für Diskussionen zur Verfügung. Es wäre schön, wenn alle wieder an den Verhandlungstisch kämen, aber wegen der französischen Präsidentschaftswahlen ist es leider ein ungünstiger Zeitpunkt.

Ethik ist ein heiß diskutiertes Thema. Was ist der Standpunkt von COMIDENT?
COMIDENT arbeitet seit mehreren Jahren daran, Ethik, Regulierung und Integrität in den Mittelpunkt der täglichen Aktivitäten seiner Mitglieder zu stellen und so zur Aufrechterhaltung einer verantwortungsvollen und angesehenen Dentalindustrie beizutragen.

Mehrere Gesetze und Verordnungen in Frankreich, einschließlich des Gesetzes vom 29. Dezember 2011, bekannt als das Bertrand-Gesetz, haben zunehmend die Verpflichtungen für Unternehmen und Angehörige der Gesundheitsberufe, und sogar für Beamte und die am Gesundheitswesen beteiligten Behörden, vergrößert. Die Ethik- und Regulierungsausschüsse von COMIDENT haben daran gearbeitet, ein nützliches Instrument für alle zu entwickeln, und haben es in einer veranschaulichten, einfachen und didaktischen Weise den geltenden Bestimmungen vorgestellt: ein Leitfaden für das Bertrand-Gesetz, Ethik und Transparenz.

Darüber hinaus hat COMIDENT eine Charta verabschiedet, die Ethik in den Mittelpunkt der täglichen Aktivitäten ihrer Mitglieder stellt. Die Charta ist sehr praktisch und spezifiziert das tägliche Verhalten in Bezug auf die medizinischen Fachkräfte, Patienten und Institutionen. Sie deckt alles ab, einschließlich der Geschäftsethik und der gesetzlichen Einhaltung.

Aber die Aufgabe ist noch nicht abgeschlossen, denn wir müssen noch ein Trainingsprogramm durchführen.

Was für eine Beziehung hat COMIDENT zu ADDE?
COMIDENT war 1957 einer der Gründungsvereinigungen von ADDE und ist seit jeher ein aktives und ordentliches Mitglied in dem Vorstand. Jean Martin-Dondoz war Inhaber eines Dentalgeschäfts im Süden Frankreichs, bevor er einer großen internationalen Gruppe beitrat. Seit einigen Jahren ist Herr Martin-Dondoz nun der Repräsentant. Er fungiert als Verbindung zwischen unseren beiden Verbänden. Wir nehmen regelmäßig an der jährlichen Umfrage von ADDE über den europäischen Dentalmarkt teil. Für unsere Mitglieder veröffentlichen wir jedes Jahr eine Sonderausgabe in französischer Sprache. COMIDENT muss auf europäischer Ebene offen sein, sowohl für die Überwachung der Gesetzesänderungen durch die Europäische Kommission als auch für ihre Mitglieder, um vom europäischen Erfahrungs- und Informationsaustausch im Bereich der Zahnmedizin zu profitieren.

Viele nationale Messen kämpfen um ihre Existenz, doch der ADF Kongress im letzten Jahr war mit mehr internationalen Ausstellern und Besuchern ein voller Erfolg. Was war Ihre Vision für den Kongress, seit sich COMIDENT mit ADF 1999 zusammengeschlossen hat?
Die Zusammenarbeit zwischen dem ADF und COMIDENT während der Ausstellung ist eine gute Sache. Denn es wäre schwierig, zwei Ausstellungen dieser Größenordnung zu haben. Vor der Vereinbarung hat COMIDENT eigene Ausstellungen organisiert: SITAD und SILAB.

Darüber hinaus wurde ein Lenkungsausschuss mit ADF- und COMIDENT-Beratern, die ihre Kompetenzen zusammenführen, eingerichtet, um eine Strategie für die kommenden Jahre zu entwickeln. Die Anzahl der Ausstellungsbesucher soll erhöht werden.

Der ADF-Kongress ist nicht nur eine Ausstellung mit über 400 Ausstellern, sondern auch eine Weiterbildungsveranstaltung für Zahnärzte und bietet ein sehr hochwertiges wissenschaftliches Programm. Diese Veranstaltung ist einzigartig in Europa. Wir wollen die Internationalisierung der Veranstaltung vorantreiben und haben bereits begonnen, erste Maßnahmen zu treffen.

Einige der bekanntesten Unternehmen der Branche (wie Septodont und ACTEON) kommen aus Frankreich. Wie bringen Sie französische Dentalprodukte in die Welt und locken internationale Unternehmen nach Frankreich?
Es ist wahr, dass Frankreich ein nicht so starker Vertreter in der Dentalindustrie im Vergleich zu anderen Ländern ist (Deutschland, USA, Japan), aber zum Glück haben wir ein paar Firmen, die einen guten Ruf auf der ganzen Welt haben, wie Septodont, ACTEON, NICHROMINOX, Airel Quetin, Anthogyr, MICRO-MEGA, ETK/LYRA, Global D, Biotech Dental, um nur einige zu nennen.
Für aufstrebende Unternehmen schlugen wir vor, an einem „gallischen Dorf“ während der IDS 2013 mit der Zusammenarbeit und Unterstützung von Business France teilzunehmen. Kontakte wurden erfolgreich geknüpft und wir glauben, dass das Projekt im Jahr 2019 durch die Erweiterung des französischen Pavillons wiederholt werden kann.

Der Dentalhandel erlebt große Konkurrenz und Veränderungen: Digitalisierung, Direktverkauf durch Hersteller, neue Produkte, erhöhter Preiswettbewerb und vor kurzem die neue Medizinprodukteverordnung. Wo sehen Sie die Zukunft des Dentalhandels (in Frankreich und Europa) unter diesen Umständen?
Ich persönlich denke, dass die Digitalisierung die Zukunft der Zahnmedizin sein wird und dass die Kommunikation zwischen Zahnärzten und Zahntechniker zunehmend elektronischer stattfinden wird. Infolgedessen müssen diese beiden Berufe für ein neues Geschäftsmodell vorbereitet werden.

Im Handel müssen Vertriebsmitarbeiter, so wie wir sie heute kennen, sich entwickeln, um Berater in verschiedenen Bereichen zu werden, darunter Ergonomie, Organisation, Optimierung von Investitionen und sogar Praxismanagement.

Die Tage, dass bei einem Besuch ein Auftrag unterschrieben wird, sind vorbei. Dies geschieht (wie es bei einigen Firmen bereits der Fall ist) durch Callcenter oder elektronische Benachrichtigungen vom Lieferanten. Diese melden dann mit den aktualisierten Informationen ein Auffüllen des Lagers, um eine mögliche Knappheit zu vermeiden. Das Gleiche gilt für Dentallabore.

In Bezug auf die europäischen Medizinprodukte-Verordnung (ersetzt die Richtlinien 90/385, 93/42 und 98/79), müssen wir unsere Mitglieder ausbilden. Fälschlicherweise fühlen sich viele so, als würde es sie nicht betreffen.

Es ist unsere Aufgabe, ihnen in dieser Hinsicht zu helfen. Hoffentlich wird diese neue Regulierung nicht zu viele unserer Unternehmen zurückwerfen. Das Hauptziel von COMIDENT ist es, Unternehmen mit Informationen und Schulung zu unterstützen. Dies ist vor allem auf die Rolle des Regulierungsausschusses unserer Berufsorganisation zurückzuführen.

Französische Zahnärzte tragen viel Verantwortung in ihrer Praxis. Aufgrund der Abwesenheit von Dentalhygieniker führen französische Zahnärzte auch eine Prophylaxebehandlung durch. Werden wir in der Zukunft eine Professionsveränderung der Dentalfachleute erleben?
Im Moment wird alles, was Prophylaxe und Prävention beinhaltet, nicht durch die Pflichtversicherung zurückerstattet. Letztendlich scheint es jedoch so zu sein, dass die öffentlichen Gesundheitsbehörden sich dessen bewusst werden und dies nun fördern und unterstützen wollen. Wenn die Zahlungen für die Prophylaxe und die Prävention bezahlbar sind, warum werden dann nicht Dentalhygieniker eingesetzt, sodass sich Zahnärzte auf die Behandlung und Prothetik konzentrieren können?

Bisher erlauben finanzielle Beschränkungen solche Assistenten nicht. Auch die Ausbildung dieser Profession sollte nicht vernachlässigt werden, da sie letztlich einen integralen Bestandteil der Zahnarztpraxis der Zukunft sein werden.

Abschließend für 2017, das Jahr der Präsidentschaftswahlen in Frankreich und die Wahl des neuen COMIDENT Lenkungsausschusses, werden Sie sich erneut bewerben?
Ja, denn alle Leute mit denen ich arbeite, haben mich darum gebeten, aber vor allem, weil es noch so viele Dinge zu erreichen gibt. Allerdings müssen wir auf die Ergebnisse der Wahlen warten, die bei der nächsten Generalversammlung stattfinden sollen. Die Wahl ist für den 15. Juni geplant.

Danke für das Interview.

Kurze Biografie

Seit Juni 2014 ist Henri Rochet Vorsitzender von COMIDENT. Den Großteil seiner Karriere hat er dem Dienst der Dentalindustrie gewidmet. Er stieg vor 30 Jahren als Finanzberater ein, war dann Management-Controller bei Ivoclar Vivadent, Verwalter der Vertriebsabteilung, und letztendlich in dessen Vertriebs-und Marketing-Abteilung tätig, bevor er die Leitung im Jahr 2007 übernahm. Heute ist er im Ruhestand, bleibt aber Direktor und Vorstand. Vor seinem Eintritt in die Dentalindustrie verbrachte Rochet zehn Jahre in der Bankbranche als Vermögensverwalter für Unternehmen und Einzelpersonen. Er wurde vor kurzem zu einem freien Mitglied der Académie Nationale de Chirurgie Dentaire [Nationale Akademie der Zahnchirurgie] ernannt.

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